Wir haben unseren Sportvorstand Jochen Saier in der Freiburger Innenstadt getroffen und – ganz altmodisch – im Café ein Interview mit ihm durchführen können. Dabei haben wir ihm verschiedene Fragen über die Champions League, das Scouting und über unsere Neuzugänge gestellt.
Interviewer: Hallo Jochen, erstmal ein herzliches Willkommen seitens SCF inside und ein großes Dankeschön, dass es geklappt hat mit dem Interview.
Jochen Saier: Ich freue mich ebenfalls und nehme mir natürlich gerne Zeit dafür.
I: Obwohl der Job als Sportvorstand sicherlich stressig ist…
JS: Sicher, das ist eine Position im Vereinsfußball, die mit großer Verantwortung verbunden ist. Wenn ich nicht gerade Zeit mit der Familie verbringe, bin ich gedanklich immer 100% beim SCF.
I: Der SCF hat sich ja letzte Saison grandios für die Champions League qualifiziert. Was waren deine ersten Gedanken, als die Qualifikation fest stand?
JS: Keine Frage, wir haben im letzten Jahr eine überragende Saison gespielt. Das war sicherlich auch bedingt dadurch, dass Vereine wie Leverkusen (8. der Vorsaison, Anm. der Redaktion) oder Leipzig (9. der Vorsaison, Anm. der Redaktion) hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind. Wir haben auf den letzten Metern sogar ein paar Punkte liegen lassen. Allerdings konnte der Vfl Wolfsburg diese Patzer nie für sich ausnutzen. Zuerst war da natürlich eine riesige Euphoriewelle auf die ich zugegebenermaßen auch aufgesprungen bin, aber das geht natürlich auch mit viel Arbeit einher.
I: Zu dieser Arbeit gehört zum Beispiel die Verpflichtung neuer Spieler…
JS: Das ist immer der Eindruck, der nach außen kommt. Ein Sportvortand oder Sportdirektor verpflichtet neue Spieler. Sicher, das gehört zu den absoluten Kernkompetenzen. Allerdings können wir nicht einfach irgendwo zugreifen oder verpflichten, wie es uns gefällt. Wir arbeiten eng mit dem Trainerteam zusammen, mit der Scoutingabteilung, beispielsweise muss das Grundgerüst für eine langfristige Kaderplanung meist schon anderthalb bis zwei Jahre vorher stehen. Das unerwartete Erreichen eines solchen Wettbewerbs verlangt dann natürlich auch sehr viel Spontanität.
I: Also ist die Champions League eher ein Nachteil?
JS: Das kann man so und so sehen. Finanziell ist die Champions League ein absoluter Segen. Aber ich kann jetzt nicht sagen wir stellen innerhalb eines halben Jahres einen Kader auf, der nächstes Jahr wieder die Champions League erreicht. Die Erwartungen werden höher, aber wir können trotz der Mehreinnahmen kein großes Risiko eingehen. Wir bleiben eben der SCF und sind finanziell nicht gleich auf einer Stufe mit Schalke oder Wolfsburg, obwohl die hinter uns gelandet sind. Ich würde sogar soweit gehen, dass die Teilnahme an der Champions League unsere Entwicklung etwas verlangsamt.
I: Der SCF bleibt also ein Ausbildungsverein?
JS: Ja, selbstverständlich. Wie gesagt, können wir wegen einer „Ausbrecher-Saison“, wenn ich das mal so negativ formulieren darf, nicht gleich die ganze Vereinsphilosophie auf den Kopf stellen. Was meint ihr, warum wir Spieler wir Petersen, Haberer oder Günter abgegeben haben? Wir sind von den Transfereinnahmen abhängig. Unsere Aufgabe ist es dann, langfristig dafür zu sorgen, dass man Gewinn erzielt, aber trotzdem eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine stellt.
I: Da ist die Zusammenarbeit mit der angesprochenen Scoutingabteilung essenziell?
JS: Ja, genau, richtig. Wir haben zwar eine der kleineren Abteilungen in der Bundesliga, trotzdem schaffen wir es stets weltweit vernetzt zu sein. Ich muss ständig auf dem Laufenden sein, nicht nur interessante Spieler kennen, sondern auch wissen, wie ist die Situation des Spielers? Passt das charakterlich zu unserer Philosophie?
I: Du sagst, man agiert weltweit, kannst du uns da ein paar Eindrücke geben?
JS: Wir müssen, wie eben angesprochen, konkurrenzfähig bleiben. Natürlich verfügen wir über kein so großes Netzwerk wie die Spitzenklubs der Bundesliga. Trotzdem gilt es, interessante Talente eben früher als andere Vereine zu entdecken und erste Kontakte zu den Spielern aufzubauen. Wir waren erst letzen Monat beispielsweise bei einem Jugendturnier in Korea. Auch der südamerikanische Markt ist schon lange sehr bedeutend für die Bundesliga. Durch unsere geographische Lage beobachten wir natürlich viel in unseren Nachbarländern Frankreich, Schweiz oder Österreich.
I: Ganz kurz noch, wen würdest du persönlich als deinen „Königstransfer“ dieser und letzter Saison ansehen?
JS: (lacht) Also ich habe natürlich keinen Favoriten, den ich hier öffentlich preis geben möchte. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn Transfers gut einschlagen, wie beispielsweise die von Sallai, Kownacki oder Rückkehrer Daniel Schwaab. Da ist man auch ein Stück weit stolz drauf.
I: Und wir finden, dass man auf sehr gute Arbeit auch ruhig mal stolz sein darf! Vielen Dank Jochen Saier für die Einblicke beim SCF und wir wünschen uns natürlich viel Erfolg für die weitere Saison.
JS: Ich danke ebenso für den guten Kaffee (lacht) und freue mich, wenn die Fans sich so sehr für die Arbeit hinter den Kulissen interessieren! |
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