Der Saisonauftakt für die Gladbacher steht vor der Tür. Zum ersten Spieltag gibt es für den neutralen Zuschauer gleich mal einen echten Leckerbissen. Die Fohlen empfangen im heimischen Borussia-Park Bayer 04 Leverkusen. In der angesetzten Pressekonferenz stehen Sportdirektor Max Eberl, Trainer André Schuber und Nationalspieler Christoph Kramer Rede und Antwort. Hier einige Auszüge…
Markus Aretz (Leiter Medien/Kommunikation): „Ja. Hallo und einen guten Tag zusammen zur Pressekonferenz vor dem Spiel im Borussia-Park gegen Bayer 04 Leverkusen. Ich begrüße auch unseren Sportdirektor Max Eberl, unseren Trainer André Schubert und natürlich Christoph Kramer. Ja, und damit kann das Feuerwerk der Fragen abgefeuert werden. Wer möchte beginnen…? Matze?“
Matthias Rehmer (Westdeutsche Zeitung): „Danke. Herr Kramer, nun geht es gleich zum Auftakt gegen Ihren alten Verein - wie gehen Sie mit ihren Emotionen gegen den alten Arbeitgeber um. Würden sie sich bei einem Tor den Jubel verkneifen, oder wie 'feiern' sie solche Momente?“
Christoph Kramer: „Da habe ich ehrlichgesagt noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich habe meine Tor-Statistik nicht im Kopf, weiß aber, dass sie nicht sonderlich berauschend ist. [lacht] Nein, mal im Ernst: Ich habe keine Ahnung wie ich mich im Fall der Fälle verhalten werde. Jeder Spieler hat da seine eigene Art und handelt meist aus der Emotion und Situation heraus.
Sasha Bacinski (Sky Sport News): „Herr Eberl - viele Fans hatten gehofft, dass die Borussia einen Stoßstürmer internationaler Klasse verpflichten würde. Einigen fehlte ein Kopfballstarker Spieler im Zentrum. Eine typische Nummer 9 also. Sie hingegen setzen mit Raffael, Stindl, Hahn, Hazard und Drmic eher auf schnelle und technisch beschlagene Offensivspieler. Denken sie das System mit einem typischen Neuner ist aus der Mode gekommen?“
Max Eberl: „Die Frage nach der taktischen Ausrichtung sollte wohl eher in Richtung Trainer gehen. Das der echte Stoßstürmer aus der Mode gekommen zu sein scheint resultiert meiner Meinung nach nicht darauf, dass Sie nicht mehr gefragt sind, sondern vielmehr auf der Tatsache, dass es nur noch sehr wenige wirklich bullige Angreifer gibt. Das es nur sehr wenige Stürmer dieser Art gibt resultiert wiederum darauf, das in den letzten Jahren auf dieser Position kaum ausgebildet wurde. Bei uns ist es aber weniger ein Problem. Die von Ihnen angesprochenen Spieler können nahezu jede offensive Position bekleiden. Sei es nun vorne drin oder aber auf den Flügeln oder hinter der Spitze. Mit einem Typ-Stürmer, also der wirklichen, echten Neun wäre diese Variabilität kaum möglich.“
Achim Müller (EXPRESS): „Herr Eberl - mit Christiansen konnten sie vor einem Jahr einen sehr talentierten Spieler per Leihe an Land ziehen, der in der letzten Saison eine unglaubliche Entwicklung durchmachen durfte. Wie stehen die Chancen den jungen Dänen auch noch über die kommende Saison hinweg bei den Fohlen zu halten? Oder stehen bereits schon konkrete Namen als Alternative bereit?
Max Eberl: „Die Entwicklungskurve bei Andreas zeigt steil nach oben - das ist nicht nur uns aufgefallen. Wie alle wissen war es in der letzten Saison nicht geplant, das er auf knapp vierzig Saisonspiele in der Bundesliga, der Champions League und dem DFB-Pokal kommt. Umso höher ist seine gleichbleibende Entwicklung einzustufen. Stand jetzt, und die Saison hat noch nicht einmal begonnen, kehrt Andreas am Ende dieser Spielzeit nach London zurück - so ist der Vertrag vereinbart und mehr gibt es aktuell dazu auch nicht zu sagen.
Karsten Kellermann (RP-Online): „Herr Schubert - Sie haben jetzt nominell ein Stamm-Innenverteidigerduo aus zwei Dänen. Spielte die Nationalität, oder eher die Sprache, auch eine Rolle bei der Verpflichtung Vestergaards?
André Schubert: „Es war ein kleines Puzzlestück, definitiv! Wir sind natürlich darum bemüht, dass auf dem Platz die Kommunikation unter den Spieler stimmt, ganz besonders bei solch einer sensiblen Position wie den beiden Innenverteidigern. Bei Jannik war es kein Problem: Er spielte lange in Hoffenheim, dann in Bremen.
Sasha Bacinski (Sky Sport News): „Nach dem WM Sieg waren Sie in aller Munde, doch in der letzten Saison geriet ihre Formkurve wieder ein wenig ins Stocken. Daraufhin folgte in diesem Transferfenster die Rückkehr in Richtung Gladbach - Ist das nun eher ein Rückschritt oder ein Schritt in die richtige Richtung für Sie selbst?
Christoph Kramer: „Für mich war es definitiv ein Schritt in richtige Richtung. Es war weniger eine Endscheidung gegen Leverkusen; vielmehr eine Endscheidung pro Gladbach. Das Umfeld, der Verein und die Spielweise passen einfach am besten zu mir. Hier habe ich die größten Schritte nach vorne machen können. Es kommt einem so vor, als laufen die Dinge hier ein wenig unbekümmerter ab. Das macht für einen Spieler schon eine Menge aus.
Marc Basten (Torfabrik):
„Herr Schubert - Sie haben eine echte Hammergruppe erwischt. Mit Manchester City und Barcelona zwei Vereine, die personell auf dem Papier deutlich stärker einzustufen sind. Dazu mit Celtic eine Mannschaft, die zuhause immer für einen Sieg gut ist. Wie hoch rechnen sie sich ihre Chancen aus?
André Schubert: „Aktuell würde ich sagen alles ist drin. Der FC Barcelona ist von allen vier Mannschaften in der Gruppe wohl die am höchsten einzustufende. Manchester hat mit Pep Guardiola er vor kurzem einen neuen Trainer installiert. Es wird für uns wichtig sein, wie wir in die Bundesligasaison starten. Darüber müssen wir uns den Rhythmus holen und vor allem die Heimspiele erfolgreich bestreiten. Nochmal: In meinen Augen steht Barcelona über allem. Wir wollen aber wenn möglich unsere Chance nutzen, sollten andere patzen. Insgesamt gehen wir es aber wie in der letzten Saison an, das jedes Spiel, gerade gegen solche Gegner ein besonders Spiel für uns ist - ohne uns zu verstecken.“
Marc Basten (Torfabrik): „Dann schieße ich gleich mal meine zweite Frage an Herrn Eberl hinterher. Ist das Liga-Ziel die erneute Qualifikation für die Champions League, wenn sehen sie als ärgsten Konkurrenten zu Gladbach?
Max Eberl: „Wir werden uns als Borussia Mönchengladbach hüten, irgendwelche Prognosen oder Ziele an die Öffentlichkeit zu geben. Natürlich haben wir uns intern besprochen und auch eine klare Zielvorgabe, diese wird aber wie schon gesagt nicht nach außen transportiert. Die Erwartungshaltung von außen ist da natürlich eine komplett andere und das ist auch verständlich. Wenn man aber bedenkt, dass hier vor neun Jahren noch Zweitligafußball gespielt wurde und wir uns nach dem Aufstieg vier oder fünf Mal für den europäischen Wettbewerb qualifiziert haben, kann erahnen, was es für eine Energieleistung ist. In den letzten Jahren war die Entwicklung rasant und wir spielten über einen großen Zeitraum am absoluten Limit, was in fünf Auftaktniederlagen zu Beginn der letzten Spielzeit mündete; sechs wenn man das Spiel gegen Sevilla hinzunimmt. Da kann man mal sehen wie schnell sich das Blatt wenden kann. Ich hoffe es natürlich nicht, aber wer sagt uns, dass es diese Saison nicht wieder so losgeht?
Um auf Ihre zweite einzugehen, wen ich denn als Konkurrenten zu uns sehe. Das ist wie immer sehr schwer. Wir haben, ausgenommen mit Blick auf die bayrische Landeshauptstadt, eine sehr ausgeglichene Liga in der viel passieren kann. Ich sehe auch in dieser Saison die üblichen Verdächtigen unter den Top-6: Dortmund, Leverkusen, Schalke und Wolfsburg. Aber auch in Köln wird sich etwas entwickeln, ebenso bei Leipzig.“
Achim Müller (EXPRESS): „Herr Eberl - Sie sprachen gerade den 1. FC Köln an. Die Mannschaft um Peter Stöger hat sich in Sachen Kontinuität und ruhigem Arbeiten in Form von Step by Step, bei Ihnen und den Fohlen etwas abgeschaut! Empfinden Sie es nicht auch als toll, dass in Zukunft vielleicht wieder Derbys gespielt werden, in welchen es dann um die Qualifikation um Europa geht und nicht um den Klassenerhalt?
Max Eberl: „Derbys sind unabhängig vom Tabellenplatz immer etwas besonderes; fragen Sie da mal um Ruhrgebiet nach. Das wird ihnen auch hier jeder bestätigen. Natürlich sind im Bezug auf Köln einige Parallelen zu erkennen: Sie wirtschaften klug, lassen den Trainer in Ruhe arbeiten und haben wie wir eine unheimlich tolle Fanbase.“
Karsten Kellermann (RP-Online): „Herr Schubert - mit Djibril Sow und Nico Elvedi konnte man im vergangenen Jahr zwei vielversprechende Schweizer Talente nach Gladbach holen, doch bisher warten beide noch auf den Durchbruch. Kommt die Bundesliga für die beiden Youngster vielleicht ein wenig zu früh?“
André Schubert: „Bei Nico finde ich die Frage etwas deplatziert. Nico Elvedi hat in der letzten Saison Teile der Hinrunde und die komplette Rückrunde für uns gespielt und das fast immer über die komplette Distanz. Wenn das kein Durchbruch ist, was denn wohl dann?
Bei Djibril sieht die Sache schon etwas anders aus. Der Bursche ist gerade neunzehn Jahre alt, hat aber die komplette Vorbereitung mit uns absolvieren können. Bei einigen Spielern ist es eben so, das sie den ein oder anderen Moment länger brauchen um anzukommen. Diese Zeit geben wir unseren Spielern aber auch.“
Markus Aretz (Leiter Medien/Kommunikation):
„Wenn dann keine weiteren Fragen sind, erkläre ich die PK hiermit für beendet. Ich bedanke mich für euer kommen; bis demnächst.
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