Es scheint alles wie ein Kreislauf – Auf dem Dallenberg, wo Hollerbach heute an der Seitenlinie jubelt, flucht und dirigiert, machte er vor rund 28 Jahren seine ersten Schritte als Fußballer. Doch trotz des furiosen Aufstieges in die Bayernliga und durchweg beeindruckenden Leistungen im Trikot der Würzburger, lies ein Wechsel recht lang auf sich warten. Aufgrund des väterlichen Familienbetriebes war Hollerbach als einziger Sohn lange Zeit als Nachfolger auserkoren worden und absolvierte zunächst eine Metzgerlehre, anstatt lukrative Angebote größerer Profiklubs anzunehmen. Auch ein anschließendes Jahr bei der Bundeswehr bremste mehr und mehr den Karriereweg des jungen Hollerbachs. Doch der Franke genoss auch die Vorzüge des Amateurfußballs und ließ sich kaum ein Fest in der Region entgehen. Und so kam es, dass er für vielzählige Weinfeste, ganz gut und gerne den ein oder anderen Kater im frühmorgendlichen Training in Kauf nahm.
Aber ausgerechnet sein Wechsel mit 22 Jahren in Richtung St. Pauli resultierte aus einem recht interessanten Zufall: Der Besitzer einer seiner Stammkneipen im benachbarten Bamberg war nicht nur ein fanatischer Anhänger des Amateurfußballs, sondern auch ein guter Freund des damaligen Präsidenten des FC St. Pauli, Helmut Liedtke. Letzterer fragte ob Hollerbach Interesse an einem Wechsel hätte und nach einem kurzen Probetraining am Millerntor wurde der Transfer in der Winterpause 1991 endgültig eingetütet. Erstmals war Hollerbach fernab der fränkischen Idylle, doch der gelernte Metzger verliebt sich schnell in die Hafenstadt, die für ihn bis heute als schönste Stadt Deutschlands gilt. Und als wäre die Geschichte Hollerbach's nicht bereits märchenhaft genug, gab er sein Debüt ausgerechnet im hiesigen Olympiastadion der Bayern. Angespornt von drei bis vier Busladungen Fans aus der heimischen Gemeinde Rimpar kämpfte er bis zur letzten Minute und konnte letztendlich maßgeblich zum mehr als überraschenden 1:0 Sieg über die Bayern beitragen. Doch trotz des schnellen Erfolges musste Hollerbach auch einige Rückschläge hinnehmen. Einer der größten war wohl der Abstieg mit den Hamburgen im Debütjahr, der trotz des Überraschungssieges nicht verhindert werden konnte. Obwohl er anschließend unter anderem ein Angebot von Bayer Leverkusen vorliegen hatte, blieb er in der Elbe mit den Worten, dass er alles wieder in Ordnung bringen will bevor er weiterziehen würde.
Nachdem er seine Aufgabe bereits im Folgejahr erfüllen konnte, verließ Hollerbach tatsächlich das heißgeliebte Millerntor und wechselte zum 1. FC Kaiserslautern. Doch von Anfang an fühlte er sich nur selten wohl in der Mannschaft und auch die Sehnsucht nach Hamburg machte ihm immer mehr zu schaffen. Und so zögerte er nicht lange, als ausgerechnet Uwe Seeler ihn für seinen HSV gewinnen wollte. Allerdings gestaltete sich auch hier die Situation zunächst nicht so einfach wie erhofft. Im Publikum des HSV hatte er anfangs nur wenige Befürworter und auf St. Pauli dichtete man die „Ho-Ho-Hollerbach“ Rufe zu einem frechen „Ho-Ho-Hochverrat“ um. Schließlich war es ein Unding den ehemaligen Publikumsliebling im Trikot des Stadtrivalen zu sehen. Doch ausgerechnet HSV Präsident Uwe Seeler und der damalige Chef-Trainer Felix Magath schenkten dem jungen Franken ihre volle Rückendeckung.
Auch in der Bundesliga zeigte sich die „Metzger“-Seite des Linksverteidigers. Auf der einen Seite lernte er sich früh wie in seinem gelernten Beruf einfach durchzubeißen und die Motivation für die harte körperliche Arbeit dauerhaft aufrecht zu erhalten. Auf der anderen Seite war Hollerbach auch unter dem Spitznamen „Holleraxt“ bekannt, welche auf seine körperlich betonte und aggresive Spielweise zurückzuführen ist. Nicht umsonst sammelte Hollerbach während seiner Karriere insgesamt 136 gelbe Karten und eine Vielzahl von Platzverweisen in den beiden Profiligen und gehört damit nach Stefan Effenberg zu den Top-Gelbsündern der Bundesligahistorie. In dieser Zeit prägte er auch Sprüche wie „An mir kommt entweder der Ball oder der Gegner vorbei, aber nie beide“, welche heutzutage längst Kultstatus haben und von ihm nur noch herzlich belächelt werden. Endgültig beenden musste Hollerbach seine Karriere 2004, als er nach einem komplizierten Eingriff am Knie nur noch unter der Einnahme von Schmerztabletten einigermaßen spielen konnte.
Doch er blieb dem Fußball erhalten und heuerte unmittelbar nach der Absolvierung der Trainerlehrgänge beim VfL Hamburg in der Oberliga an, mit welchem er bereits in der ersten Saison als Coach an der Seitenlinie die Meisterschaft feiern konnte. Da anderen Vereinen die frühen Erfolge nicht verborgen blieben, wurde er daraufhin vom VfB Lübeck verpflichtet. Als Trainer, der die Marzipanstädter zurück in die 2. Bundesliga führen sollte. Allerdings war nach zwei Niederlagen in Folge im Februar 2007 bereits wieder Schluss und so wurde der Franke im Juni quasi über Nacht zum Assistenten seines ehemaligen Trainers in – Felix Magath. Dabei trainierten Hollerbach & Magath niemand geringeres als die Wölfe rund um Grafite, Dzeko und Co., mit welchen die beiden im Folgejahr die sensationelle Bundesligameisterschaft feiern durften. Anschließend folgte eine gemeinsame, eher weniger erfolgreiche Station in Schalke und die darauffolgende Rückkehr nach Wolfsburg.
Für lange Zeit schienen Hollerbach und Magath unzertrennlich, bis plötzlich Hollerbach's Heimatverein mit einem mehr als attraktiven Angebot um die Gunst des sympathischen Franken buhlte – mit Erfolg, denn Hollerbach verzichtete auf einen Posten als Co-Trainer bei Magath's neuen Klub auf der britischen Insel. Mit dem neuen Trainer an Bord wurde auch erstmals die Zukunftsmission „3mal3“ enthüllt, welche Hollerbach noch in seinem Antrittsjahr mehr als bravourös meisterte. Auch die Folgemission „3mal2“ stellte für ihn kaum ein Hindernis da und so konnte man nach einem Sieg in der Relegation gegen Duisburg die lang ersehnte Rückkehr in die zweite Liga feiern. Hollerbach schien wie ein Heilsbringer mit einer klaren Mission – seine Heimat wieder im Profifußball zu etablieren. Denn heute gibt es wohl kaum noch Trainer im Profifußball, die ihre Heimat & Herkunft so leben und lieben wie Bernd Hollerbach.
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