Bei Sonne und blauen Himmel ging es für uns diese Saison vorerst das letzte Mal auf den Dalle. Ausgerechnet heute würde es sich entscheiden ob wir Würzburger nach Jahren im Amateur-Fußball wieder zurück auf die große Profibühne steigen durften. Nachdem überraschenden 1:0 im Hinspiel waren ich und meine Leute natürlich schon voller Vorfreude auf das heutige Rückspiel. Ach was eigentlich kochte hier die ganze Stadt. Wir, das fast schon verschollene Würzburg was sich nach einem soliden 12. Platz im letzten Jahr plötzlich ohne wenn und aber in die Relegation gespielt hatte, trifft heute ein zweites Mal auf die Saarländer welche letztes Jahr, wo wir noch im Mittelfeld der Bayernliga rumgurkten, 3. Liga kicken durfte – Einfach unbeschreiblich.
Dass die Saarbrückener heute aber auch die Rückkehr klarmachen wollte zeigte sich nicht zuletzt an der Aufstellung. Hier durfte der hochgejubelte Ex-Zweitligakicker Felix Luz mal von Beginn ran, nachdem er im Hinspiel noch die Bank wärmen musste. Unterstützt wurde das Team natürlich von einem rappelvollen Saarbrücken Block, der aber nichtig war gegen eine gigantische rot weiße Choreo die bei mir noch heute für die ein oder andere Gänsehaut sorgt. Doch trotz der fabelhaften Unterstützung gehörte die erste Halbzeit den Gästen, die mehrmals Wulle prüften. Doch unser Schlussmann blieb mal wieder wie die Wochen zuvor auch schon der Fels in der Brandung. Nachdem wir uns in der Halbzeit ein schönes fränkisches Bierchen und die obligatorische Pausenwurst gegönnt haben, wurden wir kurz nach Wiederanpfiff von einem Pfostenschuss von unserem Standardgott Lewerenz überrascht. Ärgerlich, dass der nicht reinging – nur ein paar Zentimeter weiter rechts und der Aufstieg wäre so gut wie eingetütet gewesen. Rund 10 Minuten später wurde es dann nochmal laut, aber diesmal leider zu Gunsten der Gäste. Völlig unverständlich zeigte der Schiri plötzlich auf den Punkt und das nur, weil einer der Saarländer meinte er müsste provokant über das Bein von Demirtas fliegen. Ein Witz wenn du mich fragst. Und ausgerechnet der vorhin erwähnte Luz verwandelt den Elfer dann in eiskalter Manier zur Führung. Jetzt und urplötzlich war der Vorsprung aus dem Hinspiel weggeschmolzen und ein reines Verteidigen würde wohl nicht mehr zum Sensationsaufstieg reichen.
Nun drückten wirklich beide Mannschaften durchgehend aufs Gaspedal und meine Rot-Weißen waren sogar erfolgreich. Plötzlich brach das ganze Stadion in einem Jubel auseinander, neben mir beschwerte man sich über die Bierdusche die durch den ein oder anderen geworfenen Becher zustande kam, doch schnell machte uns erneut der fragwürdige Schiri einen Strich durch die Rechnung. Aus welchen Gründen auch immer wurde uns das Tor wieder aberkannt. Eine absolute Frechheit. Von weitem sah ich die aufgebrachten Würzburger Ersatzspieler an der Seitenlinie rumtoben, wo es danach sogar zur Rudelbildung kam. Verständlich, denn zwei Minuten vor Schluss wäre das wohl die Entscheidung gewesen. Aber wir mussten weiterkämpfen. Nachdem sich dann auch in der anschließenden Verlängerung nichts mehr weltbewegendes getan hat, höchstens das man mit Glück vielleicht einen Handelfmeter bekommen hätte können, gingen wir ins Elfmeterschießen.
Doch nachdem Marco Haller und sein saarländischer Gegenüber den Ball noch sicher verwandeln konnten, scheiterte der zuvor hellwache Jabiri, zum entsetzen fast aller Würzburger, am Torwart der Gäste. Zu allem Überfluss verwandelte der zweite Saarbrückener auch noch ohne Probleme. Und auf einmal war das ganze Stadion still – war das schon das Aus für unsere Aufstiegsträume ? Wenigstens ließen Bieber und Demirtas bei ihren Elfmetern anschließend nichts anbrennen. Doch ausgerechnet der bereits vorhin erfolgreiche Luz scheiterte wohl an seiner eigenen Nervosität und traf lediglich den Innenpfosten und die fast schon bedrohliche Stille wurde durch energische, nicht zu überhörende Jubelschrei abgelöst. Jetzt lag es wieder in der Hand der Kickers und die ließen es sich jetzt nicht mehr wegnehmen. Nachdem Weißenberger, Schoppe und Nothnagel für uns Würzburger trafen und zwei Saarbrückener ihre Elfmeter ebenfalls sicher verwandeln konnten, schlug unverhofft die Stunde unseres Keepers.
Wir alle warteten gespannt auf den Elfmeter von Döringer und der lief an … schoss und wie von einem Alarm aufgescheucht springt Wulle in typischer Buffon Manier in die richtige Ecke und pariert glänzend ! Und obwohl zuvor schon atemberaubende Stimmung herrschte, explodierte nun das ganze Stadion. Nun war es auch meinen Nebenmänner völlig egal wie viel Liter Bier sich über ihnen ergossen. Es zählte nur eins: Der Sensationsaufstieg und diese phänomenale Mannschaft. Derweil wurde Wulle unterm restlichen Team und den Trainern begraben und im Hintergrund lief ein Hoch auf Uns – Ich sage nur ein hoch auf diese abartig kämpferische Truppe die mit vollem Willen Würzburg aus dem nichts zurück in den Profifußball schossen.
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