Der FC Bayern München ist mitten im Umbruch und wird in nächster Zeit vier Stars ersetzen müssen. Parallel zu diesem Projekt läuft auch die Titeljagd weiter. Die historische Serie mit vier Deutschen Meisterschaften in Folge soll ausgebaut werden, der Henkelpott für den Champions-League-Titel in absehbarer Zeit wieder in München präsentiert werden. Das Fundament dafür ist seit Jahren gelegt, die Feinjustierung ist ein fortlaufender Prozess.
Das Grundgerüst dieser Mannschaft besteht aus Manuel Neuer, Thomas Müller, Jérôme Boateng, David Alaba und Javi Martínez, die in ihrer Karriere viel gewonnen haben, aber noch jung genug sind, um den Münchner Vorzeigeklub auf höchstem Level in die Zukunft zu führen. Alle haben einen Vertrag bis 2021, ebenso wie die Neuzugänge Mats Hummels und Renato Sanches. Beide kosteten in diesem Sommer je 35 Millionen Euro und machen den Kader noch stärker, als er ohnehin seit 2012 schon ist.
In der Innenverteidigung plagten die Bayern seit Jahren immer wieder Verletzungssorgen. Der 27-jährige Hummels soll dort eine Konstante werden. Sein Transfer birgt ein überschaubares Risiko, denn der Ex-Dortmunder kennt sich bei den Bayern bestens aus. Sein erstes Bundesligaspiel bestritt er 2007 im Dress des FCB, ehe es ihn für achteinhalb Jahre in den Westen zog. Hummels will nach dem Weltmeistertitel 2014 nun auch endlich auf Klubebene große Erfolge feiern.
Etwas gewagter scheint die Verpflichtung von Renato Sanches. Der 19-jährige Portugiese gilt als ungeschliffener Rohdiamant, der zum besten Jungprofi der EM gewählt wurde. Mit ihm kommt nach Arturo Vidal ein zweiter Spieler ins Mittelfeld, der neben spielerischer Klasse Physis und Härte mitbringt. Gegenüber dem Spielstil von Pep Guardiola deutet sich unter Carlo Ancelotti ein leichter Wechsel an.
Nimmt man nun noch Kingsley Coman (Vertrag bis 2021) hinzu, dessen Kaufoption über 21 Millionen Euro die Münchner im Sommer gezogen haben, sind die Bayern mit ihrem Kader gut gerüstet für die nächsten Jahre, zumal auch Douglas Costa und Joshua Kimmich bis 2020 gebunden sind. Tief greifende Einschnitte ins Mannschaftsgefüge stehen den Bayern in naher Zukunft trotzdem bevor.
Die Verträge von Franck Ribéry (33), Arjen Robben (32) und Xabi Alonso (34) laufen zum Ende der Saison aus. Vor allem die beiden Flügelspieler haben das Spiel des deutschen Rekordmeisters über Jahre hinweg geprägt, das Publikum begeistert und entscheidend zu Titeln beigetragen. Mittlerweile werden sie aber immer wieder von schweren Verletzungen geplagt. Auch Kapitän Philipp Lahm (32), der sein Karriereende für 2018 angekündigt hat, nähert sich in großen Schritt seinem letzten Tag auf dem Fußballplatz. Einen Rechtsverteidiger seines Formats zu finden gleicht einer Herkulesaufgabe.
Vier Spieler von enormer Qualität müssen also mittelfristig ersetzt werden. Natürlich haben die Bayern das entsprechende Geld, aber ganz so einfach ist das nicht. Eine funktionierende Mannschaft bildet sich nicht per Überweisungsauftrag. Robert Lewandowskis Vertrag läuft noch bis 2019, bei ihm ist es den Münchner Verantwortlichen noch nicht gelungen, ihn bis 2021 zu verlängern. Gespräche bezüglich der Zukunft des Polen sollen aber vor dem Saisonstart abgeschlossen sein. Eins scheint sicher: Seine Unterschrift wird extrem teuer oder Lewandowski landet irgendwann doch in Spanien oder England.
Länder, in denen Carlo Ancelotti bereits gelebt und gearbeitet hat, nun lässt er sich auf Deutschland ein. Pep Guardiola ist nach drei Jahren Geschichte, als Nachfolger holten die Münchner den nächsten Erfolgstrainer, der ebenso wie Guardiola sehr erfolgreich aber doch grundlegend anders ist. Ein guter Draht zu seinen Spielern ist Ancelotti besonders wichtig, der Italiener gilt mehr als Pragmatiker denn Innovator. Er lässt auch die menschliche Seite zu und kitzeltet aus den Spielern dank einem großen Vertrauensverhältnis die entscheidenden Prozent zum Titel heraus.
„Das Ziel ist, die Champions League zu gewinnen“, sagt der Italiener. Immer mit der Einschränkung versehen, dass dieser Titel nicht planbar sei und viel von der Form im Frühjahr abhänge. Unter Guardiola zeigte die Kurve ausgerechnet in der entscheidenden Phase nach unten. Carlo Ancelotti weiß jedoch genau, was er machen muss. Immerhin hat er die Champions League in seiner Trainerlaufbahn schon drei Mal gewinnen können. Vielleicht folgt schon bald der vierte Titel - als Trainer des FC Bayern München. |
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