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Der 17. Oktober 1982, ein Tag wie jeder andere. Die Sonne scheint, Fußball steht an und alles ist angerichtet für ein Fest. Ein schöner Tag also, doch für viele bleibt dieser Tag auch heute noch in Erinnerung. Es ist der wohl schwärzeste Tag der deutschen Fußballlandschaft, der deutschen Fanszene. Es ist der Tag, an dem Adrian Maleika als erster deutscher Fußballfan zu Tode kam.
Hamburg gegen Werder, Nordderby, eine ganze Region brodelt. Die Spannung war überall zu spüren. Tausende Werder-Fans reisten nach Hamburg, so wie es Roland Maleika vorhatte. Doch er hatte in dieser Zeit seine jetzige Frau kennengelernt, welche er zu einem ihrer Badminton-Turniere begleitete. Dafür reiste sein jüngerer Bruder Adrian nach Hamburg - mit 16 Jahren! Er bekam Anweisungen von Roland, durfte nur in Zivil hin, keine Fankleidung und sonst nichts Auffälliges tragen. Er fuhr mit einem der vielen Werder-Züge in die Hansestadt, in einer großen Gruppe. Er fuhr mit einigen Fans eine Station weiter als die meisten von ihnen, wo sonst die Polizei gestanden und für Sicherheit gesorgt hätte - Eine kleine Entscheidung, mit weitreichenden Folgen.
Dort warteten mehrere Skinheads, Rechtsextreme und Anhänger der Hamburger Ultra-Gruppe "Die Löwen". Sie drängten die Bremer Fans mit Gaspistolen und Leuchtraketen in einen Wald, dort versteckten sich die Werder-Fans. Knüppel und CS-Gas kamen zum Einsatz. Steine flogen durch das Gebüsch, durch die Zweige. Nicht einer, nicht zwei, es waren hunderte. Einer davon traf Adrian Maleika am Kopf. Der 16-Jährige lag am Boden, Mitglieder der "Löwen" traten dennoch weiter auf ihn ein. In der folgenden Nacht erlag er seinen Verletzungen und verstarb am 18. Oktober 1982 gegen halb Vier morgens. Vier Tage später wurde er beigesetzt. Der Beerdigung wohnten Werder-Manager Willi Lemke, Werder-Kapitän Benno Möhlmann und auch HSV-Manager Günter Netzer bei. 2012, dreißig Jahre nach seinem Tod, enthüllte Werder eine Gedenktafel in der Ostkurve des Bremer Weserstadions.
"Das Schuldgefühl wird man nicht los", sagte Roland Maleika, der den kleineren Bruder mit zum Fußball genommen hatte. Der wahre Täter konnte nicht ermittelt werden. Im Prozess vor der Jugendkammer des Hamburger Landgerichts wurden später drei der acht Angeklagten wegen aktiver Beteiligung an den Auseinandersetzungen zu Strafen zwischen zweieinhalb Jahren Haft und zehn Arbeitsmaßnahmen verurteilt. Fünf Hamburger aus dem Umfeld des Fan-Clubs "Die Löwen" wurden freigesprochen. Bis heute hat Roland Maleika kein Fußballspiel mehr besucht. Zu groß ist noch immer der Schmerz über den wohl schwärzesten Tag der deutschen Fußballgeschichte.
Quelle: Choreo
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