In seiner ersten Werder-Saison schoss Klose in der Bundesliga 15 Tore, in der zweiten 25. Hätte ihn in Barcelona der Verteidiger Marquez nicht mehrere Knochen im Gesicht gebrochen und wäre er im unwürdigen Schnee-und-Eis-Pokalspiel auf St. Pauli nicht ausgerutscht, hätte Klose 34 anstatt 26 Möglichkeiten gehabt. Auf einer WM-Pressekonferenz 2006 zog der Nationalstürmer eine Zwischenbilanz. Er habe Europas Spitzenvereine auf sich aufmerksam machen wollen - "Das habe ich geschafft." Kloses Vertrag in Bremen lief noch bis 2008. Werder wuchs ihm nicht ans Herz. Werder war gut für ihn, aber es blieb eine Haltestelle und kein Zielbahnhof. Die Beziehung zwischen Klose und Werder ging ein bisschen kaputt, als man ihn nach der WM nicht ziehen lassen wollte. Auf dem Platz merkte man das noch nicht so, auch wenn er vornehmlich nur bei Gegnern wie Mainz oder Bielefeld traf und nicht in der Champions-League. Außerhalb des Platzes fiel die Veränderung deutlich mehr auf.
Das Bild vom unverkrampften, authentischen Miro verschwamm. Er war nicht mehr der ruhende Star ohne Allüren. Alles war nun kühler und distanzierter. Es wirkte nicht mehr glaubwürdig, wenn er sagte, Werder bleibt sein erster Ansprechpartner. Er redete vom Ausland. Der FC Bayern sei "ein guter Verein, aber er will in das Ausland." Was im Sommer 2006 begann brannte jetzt lichterloh. Ein unerlaubtes Geheimtreffen mit Uli Hoeneß und Ottmar Hitzfeld am Flughafen Hannover, unmittelbar vor einem wichtigen Halbfinalspiel im UEFA-Cup beschädigte seinen Ruf in Bremen. Klose produzierte im Spiel dann eine schlecht geschauspielerte Schwalbe, sah Gelb-Rot und zerstörte damit Werders Titelträume. Früher hatte er mal einen Fair-Play-Preis erhalten, als er zugab bei einem Elfmeterpfiff nicht gefoult worden zu sein. In der Rückrunde habe man oftmals mit zehn Mann gespielt, hieß es sogar in der Werder-Geschäftsstelle. Als Klose dann auf einer Pressekonferenz verkündete, er werde seinen Vertrag bis 2008 erfüllen, glaubte man ihm wie einem Politiker im Wahlkampf. Wenige Wochen später war er für 15 Millionen Euro verkauft. Nicht ins Ausland, sondern nach München.
Als er zurückkam in das Weserstadion war das Klima nicht gut. Ein gellendes Pfeifkonzert kam ihm entgegen. Auf dem Platz grätschte ihn Werder-Verteidiger Naldo hart um. So hart, dass er verletzt ausgewechselt werden musste. Diese Aktion wurde von den Rängen frenetisch bejubelt. Man merkte den Knacks in seiner Karriere. An der Seite von Luca Toni glänzte er nur kurz, wechselte später zu Lazio Rom. Seine Leistungen schwankten, litten sehr. Am Ende wurde er trotzdem Weltmeister, die Krönung einer großen Karriere, die hätte viel größer werden können. Viele Werder-Fans gönnen ihm diesen Erfolg, auch ich. Doch noch längst nicht alle denken so. Zu tief sitzt der Schmerz über den Sommer 2007.
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