Ist der FC Ingolstadt 04 ein Werksclub?
Derzeit eher noch nicht! Die ausgegliederte FC Ingolstadt 04 Fußball GmbH hält 80,06 Prozent, die quattro GmbH und damit Audi die restlichen 19,94. Allerdings ist die Audi Immobilien Verwaltung GmbH, eine Tochtergesellschaft der Audi AG, Eigentümer des Stadions, das der Verein somit nicht bauen und finanzieren musste. Spannend wird sein, ob Audi sein Engagement ausweiten wird, wenn der FCI fester Bestandteil der Liga werden sollte. Bis zu dieser Saison war Audi auch neun Jahre lang Trikotsponsor der Ingolstädter, machte im Sommer aber die Brust frei für Media Markt um das Image des "Werksclubs" loszuwerden. Präsident Peter Jackwerth wird nicht müde zu betonen, dass der FCI auch in Zukunft kein "Werksclub" werden wird. Er verweist lieber auf den "Ingolstädter Weg", der solides wirtschaften, nachhaltiges Arbeiten und keine aberwitzigen Dinge auf dem Transfermarkt vorsieht.
Kann sich der FCI mit den Audi-Millionen nach oben kaufen?
Bisher ein klares Nein! Das Budget der Schanzer wurde nach dem Aufstieg durch Hilfe des Automobilherstellers von 20 auf rund 40 Millionen Euro angehoben. Auch der Spieleretat stieg von 8 auf 16 Millionen Euro. Durch den Verbleib in der Bundesliga dürften beide Summen in diesem Jahr leicht ansteigen. Trotzdem steht der FCI mit seinem Budget im unteren Drittel der Bundesligaclubs. Im Bereich der Spielermarktwerte liegt der FCI mit 37 Millionen Euro genau zwischen dem SV Darmstadt 98 (26,95 Mio.) und dem SC Freiburg (43,65 Mio.). Es ist also klar ersichtlich, dass in Ingolstadt nicht ausschließlich mit finanziellen Mittel der Erfolg gefördert wird. Audi bietet sicher ein gesundes Fundament, aber arbeiten muss der FCI schon selber. In diesem Jahr wurden Transferausgaben von 7,45 Millionen getätigt. Dem stehen Transfererlöse in Höhe von 4,55 Millionen gegenüber. Wahrlich keine Zahlen wo einem schwindelig werden sollte.
Hat der FC Ingolstadt 04 keine Tradition?
Der FCI als solches nicht. Er entstand 2004 durch die Ausgliederung und Fusion der Fußballabteilungen der Vereine MTV Ingolstadt und ESV Ingolstadt. Damals spielte der Club noch in der Bayernliga. Beide Einzelvereine haben aber durchaus Tradition. Beide spielten schon mal je zwei Jahre in der 2. Bundesliga Süd, in der Saison 1979/80 sogar gleichzeitig. Der ESV hielt damals als 17. gerade so die Klasse, der MTV stieg gemeinsam mit Röchling Völklingen ab. Der FCI als Club wuchs sportlich aber deutlich schneller als die Fankultur. Derzeit hat der Verein 29 Fan-Clubs und etwa 1.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Hertha BSC Berlin hat rund 30.000 Mitglieder und mehr als 800 Fan-Clubs im gesamten Bundesgebiet.
Hat der FC Ingolstadt 04 keine Fankultur?
Das ist sicher ein Kritikpunkt den man sich beim FCI gefallen lassen muss. Ein Zustand der sicher dem jungen Alter des FCI geschuldet ist. Das Thema "Fussball" wurde in Ingolstadt bislang eher stiefmütterlich behandelt. Weder der MTV noch der ESC Ingolstadt hatte eine große Fankultur vorzuweisen. Aber es tut sich was in Ingolstadt. Mit Stolz verkündete etwa Franz Spitzauer, Geschäftsführer für Finanzen&Marketing, dass fast jedes Heimspiel in der vergangenen Saison ausverkauft war. Nun bietet der Audi Sportpark auch nur 15.700 Plätze, doch im Vergleich zur letzten Zweitligasaison (durchschnittlich 9.600 Zuschauer) ist ein klarer Interessenzuwachs zu erkennen. Die Merchandise-Einnahmen haben sich im letzten Jahr vervierfacht und "es ist keine Seltenheit mehr in Ingolstadt ein FCI-Trikot zu entdecken", so Spitzauer. Der Ausbau des Audi Sportparks ist ein offen formuliertes Zeil des FCI. Sollten sich die Schanzer in der Bundesliga etablieren so könne der Sportpark in zwei Stufen ausgebaut werden. Zunächst strebt man einen Ausbau auf 22.000 Plätze an. Die Konstruktion gebe aber auch 30.000 Plätze her. Damit wäre man dann in den Dimensionen des FC Augsburg. "Ein Verein an dem man sich sportlich und strukturell orientiere", so Spitzauer. Die Zukunft des FCI ist die Jugend in Ingolstadt. Der FCI will zur Alternative zu München, Augsburg und Nürnberg werden. Hierfür braucht es natürlich den sportlichen Erfolg ... mehr als alle Audi-Millionen ...
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