Am Tag nach der 2:4 Heimniederlage gegen Bayer 04 Leverkusen empfängt Präsident Jackwert, Sportdirektor Thomas Linke zum Krisengespräch:
Jackwerth: Guten Morgen Thomas! Schön, dass du schon früher kommen konntest. Es gibt ja leider einiges zu besprechen. Aber erzähle mal erstmal wie es dir geht. Der Pressemarathon gestern war ja bestimmt nicht sonderlich angenehm, oder?
Linke: Guten Morgen Peter! Kein Problem, ich war eh schon auf dem Weg. Ja, gestern hat es natürlich etwas länger gedauert. Die Presse wollte natürlich, dass ich über Mirko Slomka, meinen eigenen Rücktritt oder wenigstens über einen möglichen Abschied spreche.
Jackwerth: Und? Konntest du dich ordentlich aus der Affäre ziehen?
Linke: Ich denke schon, ja. Glücklicherweise haben wir ja in Freiburg noch alle Chancen uns selbst zu helfen. Man kann so ziemlich jedes Medieninteresse im Keim ersticken und auf dieses Endspiel verweisen ohne zu viel Internes preis zu geben.
Jackwert: Ja. Dieses Endpiel ist grade in jeder Hinsicht Gold wert. Meine Sekretärin kann gar nicht alle Pressevertreter abwimmeln. Kicker, Sport 1,ja sogar die verdammte Bild will wissen was wir unternehmen wollen. Du hast ja grade selber schon die Steilvorlage gegeben. Ich wollte mit dir natürlich über das „Interne“ sprechen.
Linke: Habe ich mir gedacht. Ich bin vorbereitet. Wir haben ja vor zwei Wochen schon gesprochen. Damals waren die Vorzeichen natürlich noch etwas andere. Aber wir haben ja auch drüber gesprochen was wir tun wollen, wenn es gegen Leipzig und Leverkusen schief geht. Und ich habe alle besprochenen Maßnahmen getätigt.
Jackwerth: Erfreut mich das Ergebnis, Thomas?
Linke: Ich befürchte leider nicht, Peter. Ich sehe im Moment leider keine andere Möglichkeit als an Mirko Slomka festzuhalten und zu hoffen.
Jackwerth: Was? Nicht mal Huub Stevens? Der rettet doch sonst jeden …
Linke: Nicht mal Huub Stevens, Peter! Tut mir leid. Huub hätte sich das vorstellen können, aber dann vor ein paar Wochen. Bei zwei noch verbleibenden Spielen, dazu mit der Aussicht zu Hause grade gegen Schalke abzusteigen, hat er freundlich aber bestimmt abgelehnt.
Jackwerth: Diese Entwicklung habe ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausgemalt. Verdammt. Wir konnten doch den Slomka nicht nach fünf Spielen wieder rausschmeißen. Wir konnten nicht früher reagieren, vor allem nicht, weil wir gegen Darmstadt und Bremen gut gespielt haben.
Linke: Eben! Ich denke, da sollten wir uns keine Vorwürfe machen. Das Ganze hat eine wirklich merkwürdige Eigendynamik bekommen. Der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel ist eben mehr als bescheiden grade.
Jackwerth: Da sagst du was, Thomas. Wie lief es denn bei den anderen?
Linke: Mit Andre Breitenreiter hatte ich kein gutes Telefonat. Er hat es sich nicht anmerken lassen, aber insgeheim glaube ich, dass er sich totgelacht hat. Der scheint immer noch auf einen Europa-League-Aspiranten zu warten. Den können wir non der Liste nehmen. Mit Bruno Labbadia bin ich zumindest so verblieben, dass wir uns im Rettungsfall für die nächste Saison melden dürfen. Aber er ist ja nur unsere zweite Wahl. Als Feuerwehrmann wollte er nicht fungieren. Er will nach eigenen Angaben dieses „HSV-Retter-Image“ ablegen und nicht zum „FCI-Retter-Image“ umwandeln. Kann man ja auch irgendwie verstehen.
Jackwerth: Ja. Ist verständlich. Was ist mit Thomas Schaaf?
Linke: Nichts. Der ist durch mit dem Trainergeschäft. Das war zumindest mein Gefühl. Er hat sich zwar unsere Pläne für beide Szenarien angehört, aber sein Interesse hielt sich doch deutlich in Grenzen. Da brauchen wir uns nicht mehr melden, Peter.
Jackwerth: War es das schon mit unserer Liste?
Linke: Ja leider. Ich glaube nicht, dass du einen Felix Magath oder Peter Neururer hier sitzen haben möchtest.
Jackwerth: Nicht wirklich. Da steige ich lieber mit Anstand ab und eben mit einem vernünftigen Plan wieder auf. Also halten wir an Mirko Slomka fest und hoffen das Beste. Meinst du das geht gut, Thomas?
Linke: Es muss, Peter. Es gibt keine mögliche Alternative mehr. Das Spiel gegen Leverkusen macht mir eigentlich auch Mut. Alles was so im Training passiert macht mir Mut. Und Mirko ist ja auch nicht auf uns zugekommen. Er will es unbedingt wieder hinbiegen. Wir können nur hoffen. Aber ich habe tatsächlich noch eine gute Nachricht für dich, Peter.
Jackwerth: Oh bitte. Lass hören! Damir Canadi? Bitte! Der wäre wirklich meine Ideallösung für jegliches Szenario.
Linke: In der Tat. Wir hatten ja schon Kontakt bevor wir Mirko Slomka angestellt haben. Herr Canadi hat unsere Entscheidung damals akzeptiert, obwohl wir schon relativ weit in unseren Gesprächen waren. Das Gute ist, er ist nicht nachtragend. Noch besser: Er könnte sich ligaunabhängig vorstellen neuer Trainer des FCI zu werden. Und die Trennung von Mirko Slomka steht ja fest, egal wie das alles hier ausgeht, nicht wahr?
Jackwerth: Auf jeden Fall. Erzähl weiter.
Linke: Aber …
Jackwerth: War ja klar…
Linke (grinst): Aber Herr Canadi hat klarste Vorstellungen über unsere Zusammenarbeit. Ich glaube er war top vorbereitet und wusste, dass wir uns melden würden. Er weiß genau, wen er haben will, wen er halten will, wie er spielen lassen will. Und zwar egal in welcher Liga. Herr Canadi hatte für alles einen klaren Plan, Peter. Das hat mich tief beeindruckt. Wir haben fast die komplette Nacht durchtelefoniert. Er weiß selber, dass er in Altach grade weit über deren Möglichkeiten spielt. Da ist quasi nichts mehr weiter zu erreichen. Er will unbedingt in die Bundesliga und würde auch die zweite Liga als Umweg in Kauf nehmen. Du hattest Recht, Peter. Damir Canadi ist unsere Ideallösung für die nächste Saison. Da bin ich mir jetzt völlig sicher. Mit ihm ist auch eigentlich schon alles geregelt. Darum hattest du mich ja gebeten, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Nur für sofort ist auch er natürlich keine Lösung.
Jackwerth: Der soll machen was er will, solange es darstellbar ist. *******, Thomas. Wir hätten ihn schon vor ein paar Wochen holen sollen. Man sollte öfter mal auf seinen Bauch hören. Okey, ich fasse mal zusammen. Wir schaffen den verdammten Klassenerhalt dann eben mit Mirko Slomka. Lassen seinen Vertrag auslaufen. Verpflichten mit Damir Canadi, den Senkrechtstarter aus Österreich, und haben hier endlich wieder Ruhe. Damit bekommen wir auch Audi wieder beruhigt. Und wenn alles schief läuft, startet Canadi hier einen weiteren Neuanfang. Auch damit könnte ich leben. Leite das bitte in die Wege, Thomas!
Linke: Mach ich sofort. Aber, Peter?
Jackwerth: Was ist denn noch, Thomas?
Linke: Wir haben nie über mich gesprochen in den letzten Wochen. Ich habe mich ja für Mirko Slomka und Markus Kauczinski ausgesprochen.
Jackwerth: Ja, genauso wie ich, Thomas. Vom Papier her waren es optimale Lösungen. Ralph Hasenhüttl, du und ich. Wir haben den FC Ingolstadt erst hierher gebracht, dass wir überhaupt über einen Klassenerhalt in der Bundesliga sprechen können. 1.Bundesliga, Thomas!
Ich habe schon Ralph verloren. Ich werde den Teufel tun und dich rausschmeißen, Thomas. Ich vertraue dir! Nur den Mist mit den Medien musst du natürlich glattbügeln. Da könnte es echt unangenehm werden in den nächsten Wochen. Wenn du das packst, dann sehe ich keinen Grund, unsere erfolgreiche Zusammenarbeit zu beenden. Oder hast du andere Pläne?
Linke: Nein! Das ist genau das was ich hören wollte, Peter. Ich rufe jetzt mal meine Frau an und sage ihr, dass ich heute später komme.
Jackwerth (lacht): Mach das Thomas. Ich glaube ich rufe mal Herrn Canadi persönlich an und überzeuge mich von seinen Plänen … |
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