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Danke für euer Feedback. Nur mal schnell erklärt, warum ich nicht Everton genommen habe. Ich habe alle Teams, von denen Angebote kamen, im Anstoßmodus getestet, um einen Eindruck zu bekommen, dabei kam ich mit Everton am wenigsten klar. Meine Wahl wäre dann auf Valencia gefallen, doch da machte mir ein CPU-Transfer einen Strich durch die Rechnung. So wurde es dann eben Manchester United, im Nachhinein kann ich nun wohl sagen, dass das vermutlich ein Fehler war, aber wie gesagt, der Griezmann-Transfer passierte erst danach und anfangs ließ sich das Team auch gut spielen, das verging leider aber auch schnell. Zum Glück hatte ich und Sorin aber doch Glück.
Wie soll ich sagen, das Leben meint es nicht immer gut mit einem. Hast du einen Wayne Rooney und einen Anthony Martial vor der Brust, kannst du auf Antoine Griezmann als weiteren Konkurrenten eigentlich gut verzichten. Blöd nur, dass José Mourinho wohl anderer Meinung war, es war kein Geheimnis, dass ich wohl keiner seiner Wunschspieler gewesen sei, anders als der exzentrische Franzose. Ich wollte deshalb alle Möglichkeiten wahren und ließ mich auf die Leihliste setzen und landete damit innerhalb von wenigen Tagen einen Volltreffer.
'Flight BA 0815-3 to Dortmund! Dear passengers, please get ready for boarding!'
Die Ansage am Terminal riss mich jäh aus meinen Gedanken, ich blickte mich nochmals um, doch ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass Ioana mitkommen würde, so wie ich sie heute morgen damit eher überrumpelt hatte. Borussia Dortmund sollte mein Ziel sein, wer schon einmal die gelbe Wand live erlebt hatte, der wusste, dass da etwas ganz spezielles auf mich warten würde. Als kleiner Junge bekam ich von meinen Eltern einen Abend in dieser Wand in einem Champions League Spiel als Geschenk, es war überragend, dementsprechend enthusiastisch war ich, das ganze einmal aus dem anderen Blickwinkel zu verfolgen. Seit Aubameyangs Wechsel zu Valencia war der BVB intensiv auf der Suche nach einem Stürmer, mit einer Leihe schien nun beiden Parteien geholfen zu sein, ich hatte doch gute Chance auf einen Stammplatz und mit einer Leihe konnten die schwarz-gelben wenig falsch machen. Im Flieger hatte ich ein wenig Zeit, um mir die ganze chaotische Situtation vor dem Abflug nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Zugegeben, ich war hart, vielleicht auch ein wenig egoistisch, doch die Frage, was Ioana so fest an Manchester hängen ließ, wollte sich nicht aus meinen Gedanken verflüchtigen. Welche Frau würde sich bei Valencia, Mailand, Liverpool oder Manchester nicht für Sonne, Strand und Meer entscheiden, vorallem dann, wenn man quasi arbeitslos war. Irgendetwas musste dahinter stecken und ich schwor mir, Adrian anzurufen, sobald ich in Dortmund war.
Es dauerte nicht lange und es kam mir so vor, als würde das Flugzeug nur hoch und sofort wieder hinunter fliegen. Wirklich weit war es nicht, mein erster Griff nach der Gepäckausgabe ging in Richtung meiner Jackentasche, bevor ich mit dem Hörer ans Ohr gepresst und dem Koffer in der Hand sah, dass ich bereits erwartet wurde. Ein Herr im Anzug hielt ein Schild mit meinem Namen hoch, ich sagte also Adrian, dass ich ihn gleich nochmals anrufen würde, als er sich meldete und ging in Richtung des Herrn im Anzug. Mit einer schnellen Handbewegung riss ich ihm das Schild aus der Hand und scherzte: 'Dieser Name ist schon besetzt, besorgen sie sich einen anderen!' Humorlos und weiter mit ernster Miene deutete mir der Mann, mitzukommen, er sei von Borussia Dortmund und würde mich zum Vereinsgelände bringen. Da war ich nun also, Deutschland und dachte mir, verdammt, hättest du in Istanbul doch mal türkisch gelernt!
Die kurze Fahrt zum Vereinsgelände nutzte ich, um mit Adrian zu sprechen und aus ihm herauszubekommen, warum Ioana so sehr an Manchester hing, doch entweder schien er es auch nicht zu wissen, oder er hatte seine Fähigkeiten, mich zu belügen, weiter verbessert. Ich unterhielt mich mit ihm auf rumänisch, da ich es hasste, wenn fremde Menschen meine Privatgespräche mithörten. Am Ende frage er mich noch, ob ich allen Ernstes Ioana vor die Wahl gestellt hätte, mitzukommen, oder hier zu bleiben und dann abzuhauen. Zugegeben, jetzt, wo er es so direkt aussprach, wurde mir klar, dass das falsch war, doch in dieser Situation war von logischem Verhalten weit keine Spur gewesen und ich ging fix davonn aus, dass sie mitkommen würde.
Ich wurde durch viele Türen und Gänge in ein Büro am Ende eines langen Flurs geführt, wo mich Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel erwarteten. Ich wurde freundlich begrüßt und gebeten, mich zu setzen. Das Gespräch verlief sehr angenehm und ich konnte mich weitgehend auf Deutsch unterhalten, da hatte meine Schulzeit also doch einen Nutzen. Recht schnell wurde klar, dass sie mich als idealen Kandidaten sahen und aufgrund der Leihe und des dadurch minimierten Risikos kamen wir schnell zum Abschluss und der Vertrag stand. Ich war glücklich, doch das Gefühl wich schnell ein wenig Bauchweh, hatte ich das soeben komplett alleine und ohne meine schwangere Freundin mit einzubeziehen, entschieden. Ich wurde noch kurz der Mannschaft, die gerade trainierte vorgestellt, zog mich dann um und stieß sofort zum Training hinzu. Ich hatte die Freude am Fußball wieder gefunden, es machte Spaß und mit Thomas Tuchel zu arbeiten war dreimal so angenehm, wie mit José Mourinho.
Ich hatte ein gutes Gefühl und auch wenn es noch 5 Tage bis zum ersten Spiel waren, wollte ich so schnell wie möglich ins Team finden. Am Abend rief ich dann Ioana an, die sichtlich sauer war. Ich redete ruhig auf sie ein, um die Situation nicht weiter zu verschlimmern und entschuldigte mich gleich zu Beginn.
'Ioana, Schatz, es tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen und dich mit der Entscheidung mehr oder weniger überfahren hatte. Bevor du etwas sagst, ich habe Dortmund zugesagt, es ist richtig schön hier, aber noch schöner wäre es, wenn du auch hier bei mir wärst, du fehlst mir!'
Die Meldung schien aber alles andere als auf offene Ohren zu stoßen, denn wenige Sekunden danach war das Gespräch unterbrochen, sie hatte mich einfach weggedrückt. Auch auf weitere Anrufe reagierte sie nicht. Vielleicht bräuchte sie auch einfach nur eine kurze Zeit, um das ganze zu verdauen, es würde schon gut werden, dachte ich.
Doch ich dachte falsch, nach 3 Tagen hatte sich Ioana immer noch nicht gemeldet, reagierte auch nicht auf meine Anrufe und antwortete nicht auf meine SMS. Im Training lief es dagegen super, das Team war sehr hilfsbereit, wenn es darum ging, mich in ihre Automatismen einzuweisen und ich bekam recht schnell ein Gefühl für die Spielweise, die mir sehr zusagte. Meine direkten Konkurrenten im Angriff waren Adrian Ramos, Ciro Immobile und Marvin Duksch. Besonders mit dem Italiener verbrachte ich viel Zeit, ich mochte seine Art und wir witzelten miteinander und kamen gut miteinander klar. Auch Mats Hummels suchte oft das Gespräch mit mir, erklärte mir diverse Eigenheiten der Spieler und sorgte dafür, dass ich mich schnell, sehr gut aufgehoben fühlte. Am Freitag teilte uns Coach Tuchel auch die geplante Aufstellung mit und ich war für die Startelf eingeteilt, Ciro sollte auf der Bank Platz nehmen. Ich war überrascht, schließlich ging es nicht gerade um wenig, das Revierderby gegen Schalke 04 stand an!
Revierderby in Dortmund, der Signal Iduna Park kochte und von der gelben Wand strahlte es so hell gelb entgegen, dass man ohne Sonnenbrille Gefahr lief, zu erbinden. Die Stimmung war prächtig, ich blickte nochmals durch die Runde, bevor ich mit Marco Reus den Anstoß ausführen durfte, ich erblickte eine rumänische Flagge und ein kleines selbstgemachtes Plakat mit der Aufschrift 'Willkommen Sorin' im Publikum. Und dann ging es los, als ersten kleinen Erfolg konnte Schalke die Tatsache für sich werten, dass es fast zwei Minuten dauerte, bis es das erste Mal gellende Pfiffe gegen die Gäste gab, da kam man nach einem technischen Fehler von Mkhitaryan an den Ball. Der Beginn war atemberaubend, die Stimmung war grandios und ich suagte diese auf. Bereits in der 8.Minute hätten wir eigentlich in Führung gehen müssen, aber Fährmann sorgte mit einer Glanzparade beim Schuss des Armeniers Mkhitaryan für ein erstes Raunen auf den Rängen. Er war zusammen mit Marco Reus der gefährlichste Mann in der Anfangsphase, nach 15 Minuten gelang auch mir ein erster Torschuss, welcher Fährmann aber wohl nur ein müdes Lächeln abrang. Ein erstes Mal brenzlig wurde es für uns in der 23. Minute, nach einem Eckball brachte die Defensive den Ball nicht weit genug weg und Klaas-Jan Huntelaar hielt aus dem Hinterhalt einmal drauf, aber Bürki war zur Stelle. Eine hitzige Szene gab es dann nach gut einer halben Stunde, als Höwedes den durchbrechenden Gündogan rüde umsenste und Glück hatte, als der Schiedsrichter nur die gelbe Karte zückte. Der Deutsch-Türke legte sich den Ball zurecht, nahm einen kurzen Anlauf, zielte jedoch einen halben Meter zu hoch. Oftmals konnten die Schalker den quirligen Spielmacher nur mit Fouls stoppen, in der 37. Minute fiel dann der längst fällige Führungstreffer. Einen scharfen Schuss von Mkhitaryan konnte Fährmann nur abklatschen lassen, Gündogan kam an den Ball, blickte kurz auf und beförderte das Spielgerät mit der Ferse ins verwaiste Tor. Jubel unter den Fans, die verdiente Führung für uns. Kurz vor der Pause gab es dann fast eine Kopie des ersten Treffers, diesmal war es Marco Reus mit einem satten Schuss aus gut 25 Metern, den Fährmann nicht festhalten konnte, ich schaltete am schnellsten, hielt den Kopf hin und erhöhte auf 2:0.
Zur Freude unserer Fans bekam Schalke auch in der zweiten Halbzeit kaum Zugriff auf das Spiel, lief meist dem Ball hinterher und war oftmals einfach einen Schritt zu spät. Dass man nicht schon höher zurücklag, hatte man einzig Ralf Fährmann zu verdanken. Doch wie schnell sich ein Spiel wenden kann, mussten wir fast in der 60. Minute erfahren, als Höwedes nach einem Eckball zum vermeintlichen 2:1 einköpfte, doch der Unparteiische hatte ein Foul gesehen und gab das Tor nicht. Heftige Diskussionen und Rudelbildung beim Unparteiischen, in dessen Dauer ich vom Spielfeld genommen wurde und durch Ciro Immobile ersetzt wurde. Bei der kurzen Umarmung durch Thomas Tuchel saugte ich nochmals die gewaltige Stimmung auf, schon jetzt wünschte ich mir, dass dieses Jahr nie vergehen würde. In der Schlussphase gelang uns sogar noch das 3:0, nachdem Ciro Immobile an der Strafraumgrenze gefoult wurde, zirkelte Ilkay Gündogan den Ball um die Mauer und stellte den Endstand her. 'Die Nummer 1 im Pott sind wir!' schallte es nach dem Spiel durch das Stadion, was für ein Einstand, Dortmund, ich habe mich verliebt!
Die folgende Nacht brachte ich kaum ein Auge zu, ich war viel zu aufgekratzt und aufgeregt, so toll hatte ich es mir beim besten Willen nicht vorgestellt. Als ich im Hotel auf mein Handy blickte, hatte ich auch eine Nachricht von Ioana bekommen, die mir kurz schrieb: 'Sorin, wir müssen reden!' Ich schrieb ihr nur kurz zurück, dass ich nicht nach Manchester kommen könnte, aber ihr würde Dortmund gefallen, sie solle der Stadt doch eine Chance geben und hierher kommen, sie würde mir fehlen. Ich schrieb ihr, dass ich in einem Restaurant in der Innenstadt auf sie warten würde.
Am nächsten Abend setzte ich mein Vorhaben in die Tat um, reservierte einen Tisch und hoffte, dass ich Ioana so überzeugen konnte. Die Zeit verging, aber Ioana ließ sich nicht blicken. 30 Minuten nach dem geplanten Treffpunkt gab ich die Hoffnung auf, dass so einfach wieder alles ins Lot zu rücken war und kramte mein Handy hervor. Es klingelte. Am anderen Ende meldete sich mein Gesprächspartner und auch wenn ich lieber mit meiner Freundin die Versöhnung gefeiert hätte, nutzte ich die Gelegenheit und entschied mich zu bleiben und lud stattdessen Ciro Immobile zum Essen ein.....
Quellen: Flugzeug, Immobile
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