'Schatz, geht's dir wirklich gut?' fragte ich besorgt, während ich meine Freundin eingesperrt im Badezimmer würgen hörte. Sogleich mit einem Sprint zum Fenster und selbst das Abendessen von gestern herausbefördernd, wusste ich nicht, ob die Übelkeit nun an den gestern gegessenen Scampi liegt, oder nicht. Ich war da leider ziemlich empfindlich und wenn ich jemanden kotzen hörte, kam mir selbst alles hoch und ich musste mich übergeben. Ich hörte die Spülung und sah, wie meine Freundin sichtlich erschöpft aus dem Badezimmer kam.
'Ich hoffe es, Sorin, ich fühle mich gar nicht gut, mir ist ständig übel und außerdem war ich mindestens schon 3 Mal auf der Toilette!' Ich machte das kleine Licht auf dem Nachtkästchen an und sofort wieder aus, kurz vor 5 Uhr morgens, für die Scampi war das wohl doch eine zu lange Zeit.
'Hast du das das erste Mal, oder die vorigen Tage auch schon?' Ich fragte nach, weil ich die letzten zwei Nächte nach Ioana schlafen gegangen bin und aufgestanden bin, als sie noch schlief.
'Nein, gestern war ich in der Nacht auch 2 Mal am WC und musste mich einmal fast übergeben, ich fühlte mich schlapp und was auch immer du für einen Kaffee auf dem Bazar gekauft hast, er wirkt nicht und schmeckt widerlich!' Ich lachte.
'Ok, ich gebe ihn Burak zurück, aber glaubst du nicht, dass du vielleicht.....?' 'Glaubst du? Nun ja, ausgeschlossen ist es sicher nicht, aber nach 4-5 Tagen merkt man das doch nicht schon, oder etwa doch?' Ioana blickte mich ratlos an.
'Woher soll ich denn das wissen?' zuckte ich nur mit den Schultern, wenn mir übel war, war zumeist der Alkohol daran schuld. Ich riet Ioana, wenn es nicht besser werden würde, doch mal einen Arzt aufzusuchen, vielleicht hätte sie sich doch den Magen verdorben, das würde zumindest die Übelkeit, nicht aber die anderen Symptome erklären.
Ich schlief noch ein wenig und musste dann ohnehin schon bald los zum Training. Ich nahm den Kaffee wieder mit und überreichte ihn Burak Yilmaz mit den Worten, die Ioana mir mitgeteilt hatte, er schmecke widerlich und wirke nicht. Ich überzeugte mich zwar noch vor dem Training selbst davon und merkte ehrlich gesagt kaum einen Unterschied zum letzten Mal, und müde war ich um 9 Uhr morgens auch nach einer Kanne Kaffee oder einem Liter Red Bull. Burak lachte und meinte zu mir mit einem Ton, als würde er mir unterbewusst etwas mitteilen wollen:
'Sorin, das ist genau derselbe Kaffee wie immer, ich hatte nur das Säckchen nicht aufbekommen und beim aufschneiden kaputt gemacht, deshalb habe ich ihn hier umgefüllt. Deiner Freundin ist nicht zufällig auch noch schlecht und sie muss andauernd auf die Toilette?' 'Ja, woher weißt du das? Hast du die Scampi gemacht?' Burak lachte, doch er sprach das aus, was ich unterbewusst auch vermutete.
'Sorin, Sorin, entweder habt ihr in Ankara nicht genug aufgepasst, oder euch bewusst für eine Familiengründung entschieden, ich vermute mal, nachdem, was du mir schilderst, dass deine Freundin schwanger ist.' 'Mann, das dachte ich mir auch anfangs, aber das ist 4-5 Tage her, kann das echt so schnell gehen?' 'Oh ja, Sorin, das kann es, manchmal kann eine Frau das bereits nach wenigen Tagen merken. Ich würde an deiner Stelle mich mal darauf einstellen, dass du in weniger als einem Jahr Vater werden wirst!' Burak grinste mich an. Ich griff mir an den Kopf, ich als Vater, na das konnte ja heiter werden!
27.Spieltag, Süper Lig:
Galatasaray 2:0 Antalyaspor
1:0 Pato 41.
2:0 Karacan 55.
Das nächste Wochenende kam bald und ich hatte derzeit an zwei Fronten zu kämpfen. Die Zeichen verdichteten sich, dass Ioana wohl wirklich schwanger sein könnte, denn immer mal wieder war ihr übel, sie schlief sehr viel und Sachen, die sie normal gerne aß, verschmähte sie nun. Ich ließ ihr mehr Ruhe und erledigte diverse Sachen im Haushalt, worüber ich überrascht war, wie viel Zeit das in Anspruch nahm. Zum Glück gab es für diverse Sachen, wie zB Rasen mähen oder Staub saugen moderne Technik, sodass ich mir zwei Roboter anschaffte, die den ganzen Tag über durch den Garten und die Wohnung wuselten. Dann war auch noch das Training und die Spiele zu bewältigen. Gegen Antalyaspor wollten wir unseren guten Lauf fortsetzen, hatten dabei aber die schwere Bürde, Burak zu ersetzen. Pato war der Auserwählte, der an meiner Seite stürmen durfte und wir legten gut los, nach 7 Minuten kratzte M'Bolhi einen Distanzschuss von mir noch aus dem Eck, kurz darauf blockte die Verteidigung einen Kopfball von Pato auf der Linie. Es war ein Spiel auf ein Tor, was die Fans zu sehen bekamen, Antalyaspor fand offensiv nicht statt, wehrte sich aber hinten mit allen Kräften. In der 25. Minute landete denn Pato nach einem Flugkopfballversuch, den er nicht erreichte, im gegnerischen Tor, weil Brasilianer im Netz aber im Gegensatz zu Bällen nichts zählen, ging es mit 0:0 weiter. Und die Bälle flogen M'Bolhi nur so um die Ohren, aber der Algerier brachte mich mit seinen Paraden zum Verzweifeln. Kurz vor der Pause klappte es dann aber doch. Wieder bekam ich den Ball von Selcuk Inan perfekt serviert, scheiterte aber erneut an M'Bolhi, doch der konnte den Ball diesmal nur zur Seite abklatschen lassen, Pato reagierte am schnellsten und brachte uns in Führung. Im Kollektiv konnte wir die erste Hälfte doch mit etwas Zählbarem abschließen, wichtig, denn nach der Pause überraschte uns der Gegner und hatte eine starke Phase nach der Pause. Doch mitten hinein in die beste Phase startete wieder einmal Sarioglu über die Seite, sah Pato in der Mitte, spielte jedoch in den Rückraum auf mich, ich zog direkt ab, wieder war M'Bolhi zur Stelle, aber Karacan setzte nach und erzielte das 2:0. Die restlichen Minuten verliefen weitgehend unspektakulär, wir schalteten einen Gang zurück und gingen die Schlussphase gemächlicher an, Antalya kam allerdings nicht mehr heran, es blieb beim hochverdienten Sieg, ein wichtiger vor der Länderspielpause und dem direkten Duell gegen Trabzonspor danach!
7.Spieltag, WM-Qualifikation:
Rumänien 3:1 Nordirland
0:1 Davis 24.
1:1 Stancu 49.
2:1 Stancu 62.
3:1 Chiriches 84.
8.Spieltag, WM-Qualifikation:
Dänemark 0:3 Rumänien
0:1 Tătărușanu 11.
0:2 Tătărușanu 43.
0:3 Maxim 77.
Die Länderspielpause ging mit einem Doppel gegen Nordirland zu Hause und gegen Dänemark auswärts in die entscheidende Phase. Es war nach wie vor eng, wir lagen einen Punkt hinter Frankreich auf Platz 2 und nur 2 Punkte vor der Schweiz, die heute zum Glück gegeneinander spielen würden. Gegen die noch sieglosen Nordiren wollten wir auf jeden Fall drei Punkte mitnehmen, umso mehr tat es weh, das Spiel nur von der Bank aus zu verfolgen, Bogdan Stancu bekam heute den Vorzug und trotz Pausenrückstand siegten wir zum Glück noch mit 3:1. Da die Schweiz und Frankreich sich remis trennten, übernahmen wir nun die Tabellenführung.
Auswärts in Dänemark erwartete uns dann schon eine schwierigere Aufgabe, allerdings nur auf dem Papier, denn die Dänen lagen mit 4 Punkten abgeschlagen auf dem letzten Platz! Und dementsprechend selbstbewusst traten wir auf, ein Sieg könnte uns womöglich schon zur WM bringen, vorausgesetzt, die Schweiz gewinnt nicht. Motiviert war auch speziell ich, da ich wieder von Beginn an ran durfte und mich dafür mit einer tollen Leistung, und zwei Toren bedankte. Jeweils nach Steilpass von Andrei Prepeliță traf ich ins Schwarze und brachte uns eine konfortable Pausenführung ein. Nach dem Wechsel wurden die Dänen besser, auch Nicklas Bendtner kam zu seinem Einsatz und der prüfte Ciprian Tătărușanu gleich zwei Mal. Aber je länger das Spiel dauerte, desto mehr Platz gab es und desto schwächer wurden die Dänen. Dennoch ging dem 3:0 durch Alexandru Maxim ein gewaltiger Schnitzer von Schmeichel voraus, der den Ball zu seinem Mitspieler werfen wollte, dabei aber den Stuttgart-Legionär übersah, der dazwischenspritzte und ins leere Tor einschob. Da auch die Schweiz ihr Spiel gewonnen hatte, war die Qualifikation noch nicht durch und nach wie vor spannend!
Pos. |
Team |
Spiele |
S |
U |
N |
TD |
Punkte |
1.
|
Rumänien
|
8
|
6
|
1
|
1
|
13:3
|
19
|
2.
|
Frankreich
|
8
|
5
|
3
|
0
|
17:7
|
18
|
3. |
Schweiz |
8 |
4 |
3 |
1 |
13:7 |
15 |
4. |
Wales |
8 |
1 |
2 |
5 |
5:15 |
5 |
5. |
Nordirland |
8 |
0 |
4 |
4 |
6:12 |
4 |
6. |
Dänemark |
8 |
1 |
1 |
6 |
5:15 |
4 |
Nach der Länderspielpause reiste ich so schnell wie möglich wieder zurück nach Istanbul. Adrian hatte mir vor der Abreise noch abgesagt, deshalb hatte ich Burak Yilmaz gebeten, hin und wieder nach Ioana zu sehen, doch er konnte mit seinem Mittelfußbruch auch keine Bäume ausreißen, sodass seine Frau hin und wieder nach meiner Freundin sah. Ich kam zuhause an und wie so oft schlief Ioana. Ich wartete unten, bis sie aufstand, sah ein wenig fern und laß im Internet nach Neuigkeiten. Schon bald kam Ioana herunter und umarmte mich, sie sah sehr müde aus und meinte, es würde ihr ein wenig besser gehen, aber ihr wäre immer wieder sporadisch übel. Zudem hätte sie einen Arzt kontaktiert, der ihr am Montag einen Termin gab. Zum Glück hatte ich da erst am Abend Training, weshalb ich sie begleiten konnte.
So saß ich also im Wartezimmer, mit einem Papiersackerl in der Hand, für den Fall, aber Ioana ging es heute besser und sie hatte letzte Nacht seit langem wieder einmal ordentlich geschlafen. Ich berichtete ihr von meiner Länderspielreise, davon, dass wir gute Chancen haben, mit dem Nationalteam zur WM zu fahren, worauf sie stolz war. Womöglich würde ich also unser Land in Russland präsentieren, bei einer Weltmeisterschaft, das war schon immer ein großes Ziel von mir. Doch bis dahin war es noch über ein Jahr Zeit. Ioana erzählte mir, dass sie zwischendurch, wenn sie nicht schlief, Gedanken machte, wir es denn über den Sommer weiter gehen würde. Ich hatte nicht erwartet, dass sie die Sache ansprechen würde, aber sie fragte mich direkt, ob ich denn im nächsten Herbst auch noch in Istanbul spielen würde! Zum Glück wurde Ioana in dem Moment ausgerufen und ich hatte nochmals Zeit, mir selbst darüber Gedanken zu machen. Ich hatte darüber noch nie nachgedacht, bisher hatte ich die Dinge immer auf mich zukommen lassen, aber vielleicht war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun? Nun hatte ich ein wenig Zeit, zu überlegen, wie es nach dem Sommer weitergehen sollte, ich war nicht abgeneigt, auch nächste Saison noch in Istanbul zu spielen, ich fühlte mich hier wohl.
Der Arzt machte einige Tests und erkundigte sich, wie sich Ioana fühlte, wann und wie oft ihr übel wäre, nach sonstigen Symptomen und wie lange sie das schon hätte. All das fing etwa ein paar Tage nach der Nacht in Ankara an und es war wohl schon ziemlich offensichtlich, dass sich meine Vermutung wohl bestätigen würde. Eine gefühlte Ewigkeit später kam der Arzt dann wieder ins Zimmer und an seinem Blick wusste ich, was er uns gleich mitteilen würde. 'Frau Tătărușanu? Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger!' Ich blickte Ioana an, die in diesem Moment zugleich überrascht, als auch glücklich war, dass es ihr völlig egal war, dass uns der Arzt kurzerhand verheiratet machte. Mit einem dicken Lachen im Gesicht fielen wir einander in die Arme und freuten uns, genossen den Moment. Was das der Start in einen neuen Lebensabschnitt? Waren wir dafür überhaupt schon bereit?
Quelle: Arzt
Lesezeichen