Ich hatte zu Amanda seit dieser einen Nacht keinen Kontakt gehabt – es war zwar eine wirklich gute Nacht gewesen und ich hatte durchaus an sie gedacht, doch ich konzentrierte mich auf meine Arbeit und da hatte ich genug zu tun. Gegen Aalborg BK war erneut alles gefragt und die Vorbereitung auf das Spiel erforderte meine volle Konzentration. Der Gastgeber aus dem Norden Dänemarks war erneut klarer Favorit gegen uns – eine Rolle an die wir uns natürlich gewöhnt hatten – und dennoch änderte ich an der Startef vieles: Tjørnelund, Egholm und Hvilsom rotierten wieder in die Startelf zurück, dazu kam im defensiven Mittelfeld Thomsen für Damborg. Im Sturmzentrum blieb Böðvarsson trotz seines Last-Minute-Tores vorerst auf der Bank.
Aufstellung Aalborg BK: Larsen – Ahlmann, Petersen, Thelander, Dalsgaard – Würtz, Risgaard – Thomsen, Bruhn – Helenius, Jönsson
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Egholm, Bøge – Thygesen, Thomsen – Hvilsom, Antipas, Nygaard – Beckmann
Mit Nicklas Helenius und Rasmus Jönsson war vor allen Dingen der Sturm der Gäste hervorragend besetzt, beide Stürmer hatten bereits in Top-Ligen Erfahrungen Gesammelt. Dadurch agierte ich heute fast mit einer Fünferkette mit Thomsen als drittem Innenverteidiger zwischen Justesen und Egholm, die zusammen mit den Außenverteidigern die Stürmer nahezu in Manndeckung nahmen. Es darunter würde zunächst auch die Offensive etwas leiden, doch mit Mikkel Beckmann hatten wir einen Mann im Zentrum, dem ich auch einen „Lucky Punch“ nach einem Standard oder einer Ecke zutraute. Aber Aalborg ließ nichtmal diese wenigen Gelegenheiten zu und drängte uns von Beginn an in die Defensive, was mir mal garnicht gefiel. Zwar kamen die Gäste zunächst kaum zum Abschluss, doch wenn, dann brannte es lichterloh, beispielsweise nach zwölf Minuten: Risgaard öffnete mit einem Pass in die Tiefe unsere Abwehrkette, Thomsen nahm den Ball an und legte ab zu Nicklas Helenius, der den Ball von der Strafraumgrenze aus direkt nahm und Jesper Rask zu einer Glanztat zwang. Keine fünf Minuten später war Rask erneut gefragt, diesmal kam Jönsson zum Abschluss. Doch das Anstürmen der Gäste blieb nicht folgenlos, auch wenn ich zeitweise sogar auf ein 6-3-1-System umstellte und Thygesen ebenfalls in die Innenverteidigung diktierte – Aalborg blieb der gleiche, unnachgiebige Gegner und folgerichtig fiel der Führungstreffer: Helenius steckte einen Ball aus dem Mittelfeld auf Rasmus Jönsson durch, der aus knapp 20 Metern abzog. Jessen riss die Fäuste hoch, doch der Ball prallte wieder vor die Füße des in den Strafraum vorgestoßenen Nicklas Helenius und die Leihgabe von Aston Villa schob den Ball zum 1:0 ein. Aber mit einem Konter brachten wir uns zurück ins Spiel: Mads Hvilsom wurde von Thygesen geschickt, nahm Tempo auf und zog an Dalsgaard vorbei in den Sechzehner, wo ihn der 25jährige rabiat von den Beinen holte. Es gab Elfmeter – und mir wurde schlagartig klar, dass ich keinen Schützen festgelegt hatte bisher. Ein Anfängerfehler, doch die Situation schien sich von alleine zu klären: Mikkel Beckmann nahm sich den Ball und warf einen kurzen fragenden Blick über die Schulter – ich reckte den Daumen nach oben und der Routinier legte sich den Ball zurecht. Ich hoffte, dieser Fauxpas würde ungestraft bleiben – und hatte Glück, Beckmann setzte den Ball genau ins Kreuzeck, unhaltbar und damit der etwas glückliche Ausgleich zur Halbzeit. In der Pause grübelte ich lange, wie ich jetzt handeln wollte. Eigentlich sollte Jón Böðvarsson als zweite Spitze kommen, um den Rückstand so in Angriff zu nehmen. Jetzt stand es aber 1:1 und ich war weder ein Fan von unnötigem Risiko, noch ein Fan von Mauern. Letztlich entschied ich, erstmal systemtaktisch nichts zu verändern und lediglich personell eine Stellschraube zu drehen: Quincy Antipas würde gehen und für Mads Jessen Platz machen. Nach dem Seitenwechsel aber ging Aalborg noch mehr in die Offensive, und ich reagierte und brachte mit Rune Hastrup einen weiteren Spieler für die Abwehr, der Ruben Nygaard ersetzte. Doch die Gäste waren unnachgiebig und schließlich wurden wir von Aalborg binnen zehn Minuten auseinandergenommen: Erst nickte Rasmus Jönsson eine Flanke von Nicolaj Thomsen ein und einen Angriff später kombinierte sich Aalborg mit Würtz und Thomsen tief in unsere hälfte, wo Nicklas Helenius per Direktabnahme abzog und mit dem 3:1 alles klar machte. Zwar nahm ich zum Ende hin mit der Einwechslung von Böðvarsson für Egholm noch einen sehr offensiven Wechsel vor, doch am Ende konnte nichts die erste Saisonpleite verhindern.
Nicklas Helenius war ausschlaggebend für die erste Saisonpleite
Gegen den FC Nordsjælland wollte ich unbedingt wieder gewinnen. Zwar hatten wir mit 19 Punkten aus den ersten 8 Spieltagen einen hervorragenden Saisonstart und schon die Hälfte der zum Klassenerhalt nötigen Punkte gesammelt, aber wer zu schnell lockerließ, dem würde selbst die beste Ausgangslage nicht helfen. Das versuchte ich auch, den Spielern klarzumachen und natürlich auch meinem Trainerteam. Denn auch wenn ich es keinem gegenüber so direkt sagen würde, war ich mit der Arbeit einiger eher unzufrieden. Viele schienen sich ein wenig auszuruhen, seit ich ihnen bei meiner Verfplichtung zugesagt hatte, sie im Boot zu halten, und schwammen nun freudig auf der Welle des Erfolgs mit. Sie würden wie die Ratten das sinkende Schiff verlassen, wenn es in eine längere Talfahrt ging – und das wäre ziemlich unglücklich, denn noch war ich auf sie angewiesen. Im Winter würde sich vieles ändern, wenn die Vertragsverlängerungen der Mitarbeiter anstanden – denn sollte ich hier länger als diese Saison bleiben, würde sich sicherlich einiges verändern.
Doch das Spiel gegen Nordsjælland stand zunächst ersteinmal an und ich reagierte mit einigen Veränderungen, abermals. Østergaard, Damborg und Bersang kamen für die umstrittenen Positionen in der Innenverteidigung, dem defensiven und rechten Mittelfeld. Zudem feierte Jón Böðvarsson endlich sein Comeback in die Startelf.
Aufstellung Hobro IK: Rask – Tjørnelund, Justesen, Østergaard, Bøge – Thygesen, Damborg – Hvilsom, Antipas, Bersang – Böðvarsson
Aufstellung FC Nordsjælland: Jensen – Mtiliga, Maxsø, Gregor, Ticinovic – Mulder – John, Thórarinsson, Vingaard, Bech – Baldvinsson
Das Spiel war von Beginn an ein anderes als noch eine Woche zuvor. Meine Ansage an die Spieler, man dürfe sich auf keinen Fall auf den Erfolgen ausruhen, hatte scheinbar Früchte getragen. Wir waren bissig, griffig und ließen Nordsjælland nicht in die Partie kommen. Die Gäste versuchten zwar einiges, vor allen Dingen durch Rechtsaußen Uffe Bech – doch die Durchschlagskraft war bedauerlich. Wir dagegen hatten schnell die erste Chance herausgespielt: Bersang wurde von Antipas bedient, schlenzte den Ball jedoch am langen Eck vobei. Leider sollte nach gutem Start bis zur Pause nicht mehr viel passieren, so dass erneut eine Rejustierung gefragt war. Ich brachte Hansen und Thomsen für Antipas und Damborg, und hoffte dadurch vor allen Dingen auf mehr Betrieb im Zentrum und mehr Raum für die Außenverteidiger. Und ich sollte nicht enttäuscht werden: Gegen ein immer schwächer und defensiv zusehends instabieler werdendes Nordsjælland wuchs gerade Linksverteidiger Jacob Tjørnelund über sich hinaus. So war es kein großes Wunder, dass er das erste Tor des Spiels vorbereitete: Thygesen stieß in die Spitze und wurde genau im richtigen Moment angespielt, setzte sich gut gegen Ticinovic durch und schloss mit einem eiskalten Flachschuss ab. Tjørnelund blieb unser bester Spieler – über seine Seite brannte hinten nichts an, und auch offensiv blieb der Außenverteidiger auffällig. So war es kein Wunder, dass er auch das entscheidende 2:0 vorbereitete: Er servierte eine Flanke perfekt auf den eingerückten Mads Hvilsom, der per Kopf zur Stelle war und den Endstand herstellte. Vorerst war die Form also wieder nach oben korrigiert – ich hoffte, dabei würde es bleiben.
Mads Hvilsom entschied uns heute das Spiel
Quellen: Helenius, Hvilsom |
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