Das Spiel gegen Sandhausen hatte unseren leichten Negativtrend in der Liga gestoppt, nun stand mit dem SV Darmstadt 98 im DFB-Pokal ein echter Brocken an. Ich stellte auf nur zwei Positionen um: Wie abgesprochen kam Eicher anstelle von Ortega zum Einsatz, dazu ersetzte Gíslason Rzatkowski auf dem rechten Flügel. Die Lilien waren auf dem Papier der leichte Favorit, doch das Spiel wurde ein Offensivspektakel und eingeleitet wurde dies von Andreas Pereira. Böðvarsson erkämpfte gegen Jerôme Gondorf den Ball und bediente den Brasilianer auf rechts, der spielte sich an Holland vorbei und schob den Ball in die kurze Ecke. Im direkten Gegenzug schob Sandro Wagner nach Doppelpass mit Konstantin Rausch den Ball ins Tor, wurde jedoch korrekterweise zurückgepfiffen. Das half eine knappe Viertelstunde später aber auch nichts mehr: Gondorf spielte den Ball nach links, Rausch zog direkt ab und ließ Eicher keine Chance. Danach hatte Pereira gleich doppelt die Chance zur erneuten Führung, scheiterte jedoch zuerst nach einem Konter an Mathenia und feuerte danach einen Freistoß an den Außenpfosten. Doch kurz vor der Pause zeigte dann endlich der zuletzt in einer leichten Formkrise steckende Rúrik Gíslason wieder seine Klasse. Der Isländer flankte den Ball vom Flügel nach innen, dort setzte sich Jón Böðvarsson durch und köpfte den Ball in die Maschen. Nach dem Seitenwechsel ging das Torfestival weiter, auch wenn Gíslason aus spitzem Winkel knapp am Tor vorbeizog – im Gegenzug nickte Sandro Wagner eine Hereingabe von Mario Vrančić ins Tor. Doch es wurde noch bitterer: Wir machten Druck und standen hoch, Darmstadt konterte aus dem Lehrbuch: Eine Hereingabe von Jan Rosenthal landete bei Vrančić, der volley draufhielt und das Leder unhaltbar unter die Latte schweißte. Die letzten Minuten waren dann pures Powerplay unsererseits. Christopher Schindler ging mit nach vorne in den Strafraum und erhöhte die Kopfballstärke, doch Mathenia parierte gleich zwei Versuche des Innenverteidigers glänzend. Es lief bereits die Nachspielzeit, als Georg Teigl dann seine Klasse zeigte: Eine Hereingabe von Bärkroth landete vor dem Strafraumrand und wurde von Sulu nach vorne geklärt. Der Österreicher fing den Ball ab, ging zwei Schritte und feuerte los – Mathenia riss noch die Fäuste nach oben, doch den Einschlag zum 3:3 konnte er nicht mehr verhindern – es ging in die Verlängerung. „Also Jungs, macht genau so weiter wie gehabt. Lasst ihnen keine Luft zum atmen, schnürt sie ein und dann macht sie fertig!“ feuerte ich die Spieler in der kurzen Ansprache an. „Ihr könnt das gewinnen, also jetzt leistet hier etwas, wovon ihr später mal euren Enkeln erzählen könnt!“ sagte ich und schickte die Mannschaft wieder auf den Platz, ehe ich selbst wieder auf der Bank Platz nahm und mir noch mit einer Oxycodon die Schmerzen im Bein abschwächte. Und die Spieler folgten meinen Worten: Keine drei Minuten waren gespielt, da legte Maximilian Wittek einen Pass in den Lauf des eingewechselten Marc Rzatkowski, der sich gegen Sandro Sirigu durchsetzte und den Ball unhaltbar ins Tor schlenzte. Nach dem Seitenwechsel der Verlängerung schien bei Darmstadt dann endgültig die Luft aus dem Spiel zu sein – Rzatkowski bediente Bärkroth, der per Lupfer aber am Pfosten scheiterte. Auf der Seite der Darmstädter jagte Rosenthal noch einen Volleyschuss in den Münchener Nachthimmel, ehe dann die Entscheidung fiel: Mathenia bekam einen Rückpass von Sulu zugespielt und wollte diesen nach links verlagern. Doch der Ball rutschte ihm über den Fuß und landete genau vor Marius Wolfs Füßen, der zwanzig Meter vor dem Tor frei durch war. Ich sah im Augenwinkel, wie Dirk Schuster die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als Mathenia es noch schlimmer machte als ohnehin schon: Im Rückwärtslauf strauchelte der Schlussmann und stürzte, Wolf lupfte den Ball frech an und versenkte ihn mühelos zum 5:3. Darmstadt warf in einem Akt der Verzweiflung nochmal alles nach vorne, doch wir fingen die Angriffe problemlos ab und machten es dann sogar noch deutlicher: Nicklas Bärkroth hob den Ball in den Lauf von Wolf, der eiskalt abzog und den Schlusspunkt unter eine denkwürdige Partie setzte. Und auch die Losfee meinte es gut mit uns: Im im Dezember anstehenden Achtelfinale würde dann der Gegner Bochum heißen.
Marius Wolf entschied ein denkwürdiges Spiel
Drei Tage nach dem Kräftezehrenden Pokalsieg gegen Darmstadt stand mit dem Karlsruher SC der nächste Gegner in der Allianz Arena auf der Matte – und ich musste mächtig rotieren. Gleich sieben Änderungen gab es in der Startelf – neben dem von Beginn an feststehenden Torhüterwechsel von Eicher zurück zu Ortega kamen Fomitschow, Sørensen, Busch, Rzatkowski, Mast und Okotie in die Startelf rotiert. Gerade die Hereinnahme von Okotie sollte sich direkt bezahlt machen: Marc Rzatkowski brach auf dem rechten Flügel durch und flankte scharf nach innen, wo der Österreichische Stürmer den Fuß in den Ball hielt und zur frühen Führung traf. Kurz danach hatte der aufgerückte Marnon Busch die nächste Chance, seinen Schuss nach Vorlage von Marius Wolf konnte Dirk Orlishausen jedoch zur Ecke klären. Kurz vor dem Kabinengang hatte auch Andreas Pereira noch eine Chance, doch der Schuss des offensiven Mittelfeldspielers landete auf dem Oberrang. Nach dem Seitenwechsel aber machte der Brasilianer es besser: Daniel Gordon hatte Marius Wolf gelegt und einen Freistoß verursacht, den trat Pereira aus 27 Metern unhaltbar in den Winkel. Wolf selbst hatte kurz darauf auch die Chance auf die endgültige Entscheidung, doch der Distanzversuch des Linksaußens wurde zur Ecke geklärt. Generell hatte der Doppeltorschütze und Pokalheld vom Darmstadt-Spiel heute einfach kein Abschlussglück: Sieben mal versuchte er es insgesamt, das letzte Mal sieben Minuten vor dem Abpfiff: Der Ball kam von Stahl in den Fuß von Wolf, der aus spitzem Winkel abzog – doch der Innenpfosten stand dem Tor im Weg. Dafür traf dann noch einmal Rubin Okotie: Rzatkowski wurde auf dem linken Flügel freigespielt und servierte den Ball nach innen, dort kam Okotie angeflogen und köpfte das Leder unhaltbar ins Tor.
Mit zwei Assists war Marc Rzatkowski der entscheidende Faktor
Quellen: Wolf, Rzatkowski |
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