Mit einem Heimspiel ging es in die Saison für uns, vor nahezu ausverkauftem Haus empfingen wir den FC St. Pauli. Die Hamburger, die in der vergangenen Saison noch in die Relegation mussten, um den Abstieg zu verhindern, hatten im Sommer mit Marc Rzatkowski ihren Taktgeber an uns verloren und so war auch diese Saison Abstiegskampf quasi vorprogrammiert. Im Vergleich zum Kantersieg im Pokal stellte ich den Kader auf sieben Positionen um – nur Wittek, Schindler, Adlung und Andreas Pereira behielten ihren Platz in der Startelf, ansonsten wurde mächtig rotiert. Zwei dieser Wechsel sollten sich schon bald auszahlen: Das Spiel war noch keine drei Minuten alt, der FC St. Pauli hatte den Ball noch nicht einmal berührt und wir griffen erstmals an. Daniel Adlung sah auf dem rechten Flügel ein Lücke und schickte den Isländischen Nationalstürmer Rúrik Gíslason steil. Der spurtete los, setzte sich gegen Jeremy Dudziak durch und flankte dann nach innen, wo Rubin Okotie wie eine Statue in der Luft stand, Philipp Ziereis übersprang und wuchtig in die Maschen köpfte. Keine fünf Minuten später wurde es erneut gefährlich: Andreas Pereira täuschte einen Pass auf Gíslason an, um den Ball dann im letzten Moment in die entgegengesetzte Richtung auf den linken Flügel zu Marius Wolf zu schieben. Der stoppte den Ball und versuchte sich an einem Schlenzer, zielte jedoch knapp am langen Eck vorbei. Pauli dagegen kam nur über Standardsituationen: Ein eigentlich bereits gestoppter Angriff wurde von Christopher Schindler völlig unnötig mit einem Foul beendet und so gab es eine gefährliche Freistoßchance für die Hamburger, knappe 25 Meter vor unserem Tor. Sebastian Maier nahm sich der Sache an und schlenzte den Ball perfekt ins Kreuzeck – unhaltbar. „Verdammter Dreck!“ fluchte ich und kramte in meiner Manteltasche nach den Oxycodon. „Als hätten wir nicht knapp zwanzig Mal explizit vor Standards gewarnt.“ grummelte Lars und schüttelte den Kopf, während ich mir eine Pille genehmigte. „Chris?!“ schrie er über den halben Platz und der Innenverteidiger sah auf. „Was soll der Dreck?!“ schimpfte Lars los und der Vizekapitän schüttelte nur den Kopf. „Passiert nicht wieder.“ rief er zurück und Lars kam langsam wieder zur Bank zurück. „So eine unnötige Nummer.“ fluchte er zu mir und ich nickte zustimmend. Doch eines musste man der Mannschaft lassen – sie hielt die Zügel weiter fest in der Hand und hatte Chance um Chance. Erst köpfte der sehr agile Gíslason eine Flanke von Georg Teigl in die Arme von Robin Himmelmann, dann setzte Andreas Pereira einen Distanzschuss auf das Tornetz. Kurz vor der Pause waren die Bemühungen des Brasilianers dann aber von Erfolg gekrönt: Nach Doppelpass mit Adlung kam Pereira im Strafraum an den Ball, tanzte Sören Gonther aus und zirkelte den Ball mit dem linken Außenrist an Himmelmann vorbei in die kurze Ecke. Im zweiten Durchgang ging es ähnlich weiter, Pereira hatte erneut eine gute Gelegenheit und auch der für Adlung eingewechselte Marc Rzatkowski trug sich mit einem Distanzschuss in die Highlight-Zusammenfassung des Spiels ein. Doch der Ball wollte einfach nicht ins Tor und so kam es, wie es kommen musste: In eigenem Ballbesitz stand unsere Abwehr hoch und als Dominik Stahl mit einem langen Seitenwechsel nur Picault und nicht Wolf fand, konterten uns die Gäste eiskalt aus. Am Ende legte Bernd Nehrig den Ball zu Sebastian Maier, der aus gut zwanzig Metern Maß nahm und den Ball über den herausstürzenden Michael Ortega hinweg ins Tor hob. Bei diesem 2:2 blieb es dann auch bis zum Schlusspfiff, was für uns unterm Strich sogar noch glücklich war – denn wenige Sekunden vor dem Abpfiff hatte Pauli durch Ante Budimir noch die Riesenchance zur Führung, doch Ortega war diesmal zur Stelle und konnte den Drop-Kick des Kroaten abwehren.
Doppelpacker Sebastian Maier sorgte für das Remis

Der zweite Spieltag stand an und diesmal gab es als Gegner einen Aufstiegsaspiranten: Im Bayernduell mit dem FC Ingolstadt hatten wir heute nach kurzer Auswärtsfahrt im AUDI-Sportpark zu bestehen. Ich stellte den Kader auf zwei Positionen um und ließ Marc Rzatkowski und Jón Böðvarsson für Daniel Adlung und Rubin Okotie beginnen, doch zunächst blieben die beiden blass und der FCI machte das Spiel. Durch Mittelfeldspieler Almog Cohen hatten die 'Schanzer' auch direkt die erste Chance, doch der Distanzversuch des Israelis zog über das Tor. Wir hatten zwar weiter eher weniger Spielanteile, doch die Chancen mehrten sich: Nach einem Konter über Gíslason und Rzatkowski kam Marius Wolf halblinks im Strafraum zum Abschluss, doch Ørjan Nyland im Tor Ingolstadts konnte den Ball abwehren. Kurz danach kam auch Rúrik Gíslason nach einem Konter zum Abschluss, doch der Versuch des Isländers strich haarscharf am kurzen Pfosten vorbei. Ich reagierte trotz der verbesserten Leistung in der Pause doppelt und brachte neben Daniel Adlung auch Nicklas Bärkroth, der auch direkt die erste Gelegenheit hatte: Andreas Pereira legte den Ball nach Linksaußen, dort kam Bärkroth zum Abschluss und Nyland konnte nur noch mit dem Fuß zur Ecke klären. Diese brachte zwar nichts ein, doch wenige Minuten später wurde Ingolstadt dann ein anderer Standard zum Verhängnis: Andreas Pereira wurde von Konstantin Engel nahe der Eckfahne gelegt und bekam einen Freistoß zugesprochen. Diesen trat der Brasilianer höchstpersönlich nach innen, wo sich Jón Böðvarsson durchsetzte und per Kopf zur Führung einnickte. Die Ingolstädter waren gefordert, mehr für die Offensive zu tun, doch ganz im Gegenteil – Dominik Stahl hatte die nächste gute Gelegenheit, zog aus der zweiten Reihe aber am Tor vorbei. In der Schlussphase warf Ingolstadt dann Erfolglos nochmal alles nach vorne und Coach Ralph Hasenhüttl beorderte sogar den Kameruner Innenverteidiger Marvin Matip als weiteren Stürmer in den Strafraum, doch es half nichts und wir nutzten die sich bietenden Lücken eiskalt: Gíslason kam mit Tempo über den rechten Flügel in den Strafraum gezogen und legte quer, Daniel Adlung hatte aus sieben Metern leichtes Spiel und traf mühelos zum 2:0-Endstand.

Der dritte Spieltag bescherte uns wieder ein Heimspiel, diesmal kam mit der SG Dynamo Dresden einer der beiden Aufsteiger zu uns. Ich stellte den Kader wieder auf zwei Positionen um: Jón Böðvarsson behauptete seinen Platz im Sturm gegen Okotie, doch Rzatkowski musste wieder für Adlung weichen. Dazu begann Nicklas Bärkroth auf dem linken Flügel für Marius Wolf. Die Hereinnahme des Schweden sollte sich auch bald auszahlen: Keine sieben Minuten im Spiel bekam der Linksaußen den Ball von Stahl, ließ Dynamo-Rechtsverteidiger Niklas Kreuzer stehen und flankte scharf nach innen. Dort ließ Böðvarsson den Ball durch die Beine durch zu Andreas Pereira, der nur die Sohle hinhalten brauchte und den Ball in die lange Ecke streichelte. Auch in der Folgezeit hatte der Aufsteiger nahezu nichts entgegenzusetzen, wir dominierten das Spiel und folgerichtig konnten wir die Führung dann ausbauen: Rúrik Gíslason bekam von Andreas Pereira den Ball zugespielt und ging ins Dribbling gegen Nils Teixeira. Der kam nicht an den Ball und so konnte Gíslason unbedrängt flanken, am kurzen Pfosten lauerte Böðvarsson, setzte sich gegen Hefele durch und überwand Dynamo-Schlussmann Blaswich mühelos. Danach hatte der Gast aus Ostdeutschland – der glücklicherweise ohne rechte Randalierer angereist zu sein schien – zwar durch den vor der Saison von Absteiger Heidenheim geholten Smail Morabit auch eine Chance, doch Ortega war ohne Probleme zur Stelle und kurz vor der Pause stellten wir dafür noch auf 3:0. Lambertz kam im Zweikampf gegen Andreas Pereira zu spät und holte den Brasilianer im Sechzehner von den Beinen, den fälligen Strafstoß verwandelte Daniel Adlung eiskalt in die linke obere Torecke. Nach dem Seitenwechsel hatte Dynamo weiterhin wenig zum Spiel beizusteuern und verlegte sich noch mehr auf die Defensive – einziges Ziel schien es nun zu sein, eine Klatsche zu verhindern. Das gelang den Sachsen jedoch nur bedingt. Zwar hatten wir in Durchgang zwei weit weniger Chancen als noch in der ersten Halbzeit, doch nach wie vor waren Möglichkeiten gegeben und eine konnten wir auch noch nutzen: Maximilian Wittek wagte sich nach vorne und bekam nach Doppelpass mit dem eingewechselten Marius Wolf links im Rückraum zu viel Platz. Von dort fasste sich der deutsche Juniorennationalspieler ein Herz und zog ab – Blaswisch war überrascht und kam nicht mehr an den Ball und Wittek ließ sich zurecht feiern. Durch Rúrik Gíslason und Dominik Stahl hätten wir den Sieg zwar noch deutlicher gestalten können, doch am Ende war auch das 4:0 eine deutliche Sprache und ein Ergebnis, mit dem es sich definitiv leben ließ.
Maximilian Wittek traf zum 4:0-Endstand

Quellen: Maier, Wittek |
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